Chef Blog

#1 von Spitze Feder , 26.03.2017 00:29

Dieses Forum entwickelt mehr und mehr Blog-Charakter. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir eine Menge Arbeit sparen können. Aber vielleicht ändert sich das ja auch nochmal, darum habe ich mir nochmal etwas Arbeit gemacht.

Letztens wurde ich gebeten, mehr von meinem Weltbild zu offenbaren. Nun, zum einen steht davon an verschiedenen Stellen des Forums schon einiges - aber für neue Leser ist es vielleicht schon nützlich, ein paar Sachen zu konzentrieren. Andererseits sind das aber nur meine persönlichen Ansichten, die niemand teilen muss. Daher steht das Konzentrat jetzt ganz hier unten.

Für mich sind meine Ansichten natürlich genauso wichtig wie für andere Leute die eigenen auch. Wer also erwartet, dass ich sie ändere, braucht ein paar gute Gründe.


 
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#2 von Spitze Feder , 26.03.2017 12:16

Die letzten Tage haben sich die Ereignisse ziemlich überschlagen, der Ton wird allgemein immer rauer, die Repressalien gegen jegliche Kritiker des PC-Kurses nehmen offenbar weiter zu. Dabei sollten wir alle darauf achten, dass wir uns von den Entwicklungen nicht mehr als nötig fortreissen lassen.

Je mehr wir uns von einer gedachten Mitte fortbewegen (die nach der 'offiziellen Wahrnehmung' z.Z. allerdings rechts von fast allen Parteien liegt), desto geringer werden m.E. die Chancen, aus den gegenwärtigen Problemen heraus und zu einem besseren Modell der menschlichen Gesellschaft zu gelangen. Extreme sind meistens weit entfernt von jedem Optimum und von jedem dauerhaften Gleichgewicht. Das auch als Antwort auf einen nicht freigegebenen Beitrag, der mich wohl animieren sollte, über einen gegenteiligen Weg nachzudenken.

Es ist gut möglich, dass Deutschland / Europa / dem Rest der Welt ein gewaltsamer Wandel aufgezwungen wird, in einzelnen Ländern ist das bis in die jüngere Vergangenheit ja auch immer wieder passiert. Die Ergebnisse dieser Entwicklungen sind, selbst wenn die Aktionen im Einzelfall gut gemeint gewesen sein sollten, leider zu oft auf lange Zeit negativ für die grosse Mehrheit der Menschen in diesen Ländern. Von daher werde ich einer Systemänderung über massive Gewaltanwendung nie das Wort reden.

Das Recht, sich gegen einen Angriff zu verteidigen, werde ich ebenso niemandem bestreiten. Jeder von uns sollte sich wohl überlegen, wie man im Falle eines Angriffs auf die eigene Unterkunft oder jemanden aus der eigenen Gruppe reagieren kann. Aber selbst da sollte man neben möglichen juristischen Rechtfertigungen im Auge behalten, dass Gewaltanwendung allen Beteiligten schadet. Auch völlig gerechtfertigte Notwehrhandlungen führen je nach den Folgen für den Angreifer bei vielen Menschen zu schweren Traumata.

Das gilt um so mehr, wenn es sich nicht um direkte Notwehr handelt, sondern um die Abwehr einer zu dem Zeitpunkt abstrakten Gefahr. Dazu zählt jede Art von 'Revolution'. Gewalt verändert den Menschen, sowohl erlittene als auch ausgeübte, und niemals zum Besseren. Wer eigene Gewaltanwendung für eine Systemänderung in Betracht zieht, sollte damit rechnen, dass er auch im Erfolgsfall hinterher selbst deutlich weniger positiven Einfluss in der Gesellschaft haben kann. Und jeder, der andere dazu bringt, Gewalt anzuwenden, macht auch diese Menschen zu Opfern, auch wenn sie selbst bei der Aktion keine Schramme abbekommen.

Wünschenswert wäre es natürlich, wenn unsere staatlichen Organe die durchaus vorhandenen Möglichkeiten zur Kontrolle der echten Unruhestifter gezielt einsetzen dürften. Dann müssten wir uns mit dieser Problematik überhaupt nicht beschäftigen. Bisher war es leider nicht so, von daher ist es ratsam, mindestens mental auf alles vorbereitet zu sein.

 
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#3 von Spitze Feder , 26.03.2017 23:30


Ein
schon etwas älterer Post, der aber genau in diesen Zusammenhang gehört:

Seit gestern bin ich Nafri - cui bono, cui malo ?

Zitat von schwma2033

Karim Dabbouz: Seit gestern bin ich Nafri


Es gibt reihenweise Gruppen, denen die künstlich geschaffenen Probleme in unserer Gesellschaft nützen - das wird ausgiebig an anderer Stelle diskutiert.

Mir (als einem, der in den letzten Jahren oft genug als Scharfmacher und Schlimmeres verschrien wurde) ist es hier wichtig, auf die andere Seite hinzuweisen, die von den Protagonisten dieser Politik gerne verschwiegen, mindestens vergessen wird:

Zu den Leidtragenden gehören heute schon in vielen Fällen die Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, weil sie in einem freiheitlichen und friedlichen Land leben wollten. Viele dieser Menschen, unter anderem die, die auch nach deutschem Recht einen echten Anspruch auf Asyl haben, werden jetzt mit denen in einen Topf geworfen, die unter 'Freiheit' rechtsfreie Räume verstehen, und denen 'Frieden und Sicherheit' nur für ihre eigene Sippe wichtig sind, allen anderen aber gerne vorenthalten werden können.

Deutschland war seit Jahrzehnten ein multikulturelles Land in dem Sinne, dass Menschen verschiedenster Kulturen unter dem Schutz des Grundgesetzes und der weiteren Gesetze dieses Landes hier zusammenleben konnten. Das Ausleben so vieler verschiedener Kulturen in der Öffentlichkeit muss natürlich Grenzen haben, aber auch darüber gab es einen weitgehenden Konsens.

Deutschland war ein Land, in dem es neben relativ ähnlichen kulturellen Farbtönen der Mehrheit bunte Sprenkel geben konnte, die sich meist harmonisch in das Gesamtbild eingefügt haben, gerade weil jede Gruppe bereit war, auf Absolutheitsansprüche (nicht auf Regeln) zu verzichten.

Heute werden wir mit einer Doktrin konfrontiert, die das Ausleben von 'Kultur' (und anderem) in der Öffentlichkeit um fast jeden Preis fordert (und das 'fast' würden viele Befürworter dieser Zustände gerne noch streichen). Auf den Strassen dieses Landes herrscht inzwischen ein Kulturdarwinismus: Auf dass die stärkste Kultur sich durchsetze. 'Darwinismus' natürlich in einem völlig falsch verstandenen Sinne, denn Darwinismus bezeichnet ja nicht das Überleben der Stärksten und Brutalsten - und wie man das dann noch mit dem Begriff 'Toleranz' in Verbindung bringen kann ist mir komplett schleierhaft. Darwinismus bedeutet das Überleben der Anpassungsfähigsten, bedeutet Interaktion und Symbiose mit der Umgebung, nicht pure Dominanz. Sonst wären die Dinosaurier heute noch die bestimmenden Spezies auf Erden ...

Das Ziel ist angeblich (wieder) ein buntes Land, das Mittel der Wahl die totale Durchmengung aller Bevölkerungsgruppen, unter der faktischen Kontrolle der dominanten Kulturen (das sind aber um Himmels Willen keine Leitkulturen !). Das Ergebnis in all seiner bunten Pracht kann man an zunehmend zahlreicher werdenden Orten nicht nur in Deutschland, sondern weltweit beobachten.

Das Ergebnis ist nicht bunt.

Und die Leidtragenden sind in zunehmendem Masse diejenigen, die Deutschland seit Jahrzehnten bunt gemacht haben. Oft auch, weil ihre Heimat ihre Buntheit nicht ertragen konnte.

Diese 'Heimaten' kommen jetzt zu uns. Was wird nun aus bereits erfolgreich Integrierten ? Was wird nun aus den echten Asylanten ?

Oder um es mit einer Protagonistin dieser Doktrin zu sagen: Fragen!!!!


Am Ende des Artikels von Karim Dabbouz auf der Achse des Guten ist noch ein Hinweis auf eine Stellungnahme von Gauck: „Gruppen dürfen nicht pauschal verdächtigt werden“

In normalen Zeiten hätte er Recht. Was ist aber, wenn sich Gruppen mischen, die der Normalbürger nicht auseinanderhalten kann, und von denen eine harmlos, die andere (von ihrer Zahl her leider nicht vernachlässigbare) aber gefährlich ist ? Was bleibt mir auf der Strasse anderes als mich so zu verhalten, als könnte jedes Mitglied dieser gemischten Gruppe gefährlich sein ?

Und was die mehr staatliche Seite angeht: Kann man es eigentlich als eine nicht gerechtfertigte pauschale Verdächtigung betrachten, wenn die Prüfung der Person, die bis vor relativ kurzer Zeit auch an unseren Grenzen noch selbstverständlich war (und in der Heimat der angeblich 'Diskriminierten' immer noch ist) nachgeholt würde ?

Erst, wenn die Leute, die man nie hätte hereinlassen sollen, gezielt wieder entfernt werden, wird sich dieses Problem lösen. Bisher ist es leider oft so, dass bei verurteilten Schwerstkriminellen die Abschiebung regelmässig gestoppt oder komplett ausgesetzt wird, während auf der anderen Seite Menschen, die sich hier integrieren wollen, aus ihrer Schule, Ausbildung oder Arbeit herausgerissen und hinausgeworfen werden.

Andersherum wird ein Schuh draus.

Dann gibt es auch wieder mehr Vertrauensvorschuss. Für jeden.

 
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#4 von Spitze Feder , 04.04.2017 22:49


I
mmer wichtiger wird die Diskussion über 'echte' News und Fake News, und in dem Zusammenhang natürlich auch über die Zuverlässigkeit von statistischen Daten (s.a. hier).

Die Wirtschaftswoche hat sich mit dem Thema befasst, nicht ganz in meinem Sinne, aber um so besser kann man kommentieren :

Viele Wahrheiten: Misstrauen gegen Statistik befeuert Parallelwelten

Zitat
Anhänger von US-Präsident Donald Trump, Europas Rechtspopulisten, ja selbst viele Fans von SPD-Hoffnung Martin Schulz: Immer mehr Menschen zweifeln an der Wahrheit von Daten. Das liegt auch daran, dass Statistiker sich eine Parallelwelt geschaffen haben

Moment: Sind es jetzt die Statistiker, die (sich ?) Parallelwelten schaffen, oder sind es diejenigen, die deren Statistiken anzweifeln ?

Zitat
der Ökonom Ulrich van Suntum an seinem Schreibtisch in der Universität Münster und regt sich auf. Das Jahr, in dem fast eine Million Flüchtlinge nach Deutschland kam ... Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). In jener Ausgabe schicken die Forscher aus Berlin eine Studie mit ... „Integration von Flüchtlingen – eine langfristig lohnende Investition“ ... „Das schien mir nicht plausibel. Die Methodik war mangelhaft und nicht dokumentiert“, sagt der Volkswirt heute ... „Statt eines Gewinns für die Volkswirtschaft bedeutet der Flüchtlingszustrom ökonomisch eine massive Belastung der einheimischen Bevölkerung.“ Es ist das komplette Gegenteil von dem, was Fratzscher behauptete, obwohl beide mit den gleichen Zahlen arbeiten

Ja, mit Zahlen kann man so manches machen. Einer von beiden muss es wohl 'falsch' gemacht haben:

Zitat
Nun kann man von van Suntum halten, was man will. Er zählt sicher nicht zur wissenschaftlichen Spitze seines Fachs, auch gilt er spätestens seit er sich mit einem gewissen Bernd Lucke aufmachte, der deutschen Rechten eine Wahl-Alternative zu bieten, als politisch anstößig. Und doch lohnt es sich, auf die Anekdote einzugehen

Klar, die uns allen bekannte Keule. Und es lohnt sich nicht nur, auf Anekdoten aus der 'rechten' Ecke einzugehen, wie man auch im hiesigen Statistik-Thread sehen kann.

Zitat
mittlerweile geht der Streit in immer mehr Fällen nicht darum, wie sie zu interpretieren sind, sondern welche Zahlen und Statistiken überhaupt die Wirklichkeit widerspiegeln

Auch das ist klar: Wenn schon die Daten 'richtig' sind im Sinne dessen, was sie beweisen sollen, dann kann bei der Interpretation kaum noch etwas schief gehen. Der Nachteil dieser Strategie ist, dass ein halbwegs neutraler Beobachter schon die Zahlen nicht nachvollziehen können wird. Das ist dann irgendwie peinlich ...

Zitat
US-Wahl gaben 68 Prozent der Trump-Unterstützer an, dass sie den veröffentlichten wirtschaftlichen Daten misstrauen. In Großbritannien äußerten sich im Vorfeld des Brexit-Referendums 55 Prozent der Bürger skeptisch, dass die Regierung die wirtschaftlichen Auswirkungen von Einwanderung korrekt darstelle. Und zwei Drittel der Deutschen haben „nennenswerte Zweifel“ daran, dass die von amtlichen Stellen veröffentlichten Statistiken zur Zuwanderung, zur Einkommens- und Vermögensverteilung und zur Arbeitslosigkeit „die Wirklichkeit einigermaßen korrekt widerspiegeln“

Na, etwas gemerkelt ?

Die ersten Zahlen sind über 'Trump-Unterstützer', also von konservativ bis rechtsextrem-gewalttätig. Im Folgenden wird aber über die komplette Bevölkerung gesprochen. Vor allem bei den Deutschen erstaunt das: Zwei Drittel haben Zweifel an den offiziell veröffentlichten Daten(-Interpretationen) ? In den Wahlergebnissen spiegelt sich das bisher nicht wieder.

Zitat
„Verlieren Statistiken ihre Unschuld, gefährdet das die Demokratie“, schrieb der Ökonom William Davies jüngst im „Guardian“

Oh, oh. Nach Churchill ging diese Unschuld schon vor ziemlich langer Zeit verloren.

Zitat
Otmar Issing, er war als Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank einer der wichtigsten Geldpolitiker der Welt ... „Können Wirtschaftspolitiker ohne Statistiken handeln?“ ... „Es wäre vorstellbar, aber nur mit einer Menge Wenn und Aber. Ohne Statistiken wäre die Wirtschafts- und Geldpolitik blind.“

Was, wenn die Politiker gar nicht sehen wollen ? Warum sollten Politiker da anders sein als ihre Bürgen ? Ja, wenn wirklich die Besten nach oben kämen ...

Zitat
Die Prinzipien, mit denen aber Stichproben gebildet und aus denen dann allgemeingültige Beschreibungen hergeleitet wurden, beruhten auf drei Eigenschaften: der Bezugsrahmen ist die Nation, Biografien entwickeln sich frei von Brüchen, die Gesellschaft zerfällt grob in vier Gruppen: Arbeiter, Angestellte, Unternehmer und Rentner.
In den vergangenen Jahren aber hat sich die Welt dramatisch verändert. Keine dieser Annahmen stimmt mehr

Ist das wirklich so einfach ? Die Methode ist etwas altertümlich, muss eben angepasst werden, dann stimmen die Statistiken wieder ? Wie ist das mit Statistiken, in denen (angeblich) Herkunft, Lebenslauf und Status keine Rolle spielen ?

Zitat
Die Methode, mit der man etwa die Inflation messe, sei sicher. „Für alle Statistiken gilt, dass die Methodik und die Erhebungssysteme fortlaufend überprüft und angepasst werden“, sagt Chefstatistiker Stahl

Mathematisch mag das richtig sein. Aber - um nur ein Beispiel zu nennen - die höhere Leistungsfähigkeit von allen möglichen Chips geht zwar negativ in die Inflationsrate (eigentlich Geldentwertung) ein, viele Menschen haben von diesen Fortschritten aber schon lange nichts mehr, obwohl sie diese Chips tagtäglich benutzen. Trotzdem werden Computer auch bei nominal gleichbleibenden Preisen weiterhin statistisch billiger.

Zitat
„Wir müssen viel daransetzen, dass Menschen nicht nur die Durchschnittswerte wahrnehmen, sondern die gesamte Bandbreite der Zahlen, die zu diesen Durchschnittswerten führt“

Das mag der Wunsch ehrlicher Statistiker sein, der Wunsch ihrer Arbeitgeber ist es sicher nicht, denn dann würden die Bürgen verstehen können, wo sie bisher mit angeblichen 'Statistiken' nur frech belogen wurden.

Und dann gibt es noch eine Entwicklung, die allerdings auch kaum für mehr Transparenz sorgen wird:

Zitat
Während die Daten der bisherigen Statistik allerdings in öffentlicher Hand lagern, liegen die Daten aus Big-Data-Analysen bei den großen privaten Konglomeraten des Netz-Zeitalters. Eine Post-Statistik-Gesellschaft wirft so womöglich ein ganz anderes Problem auf: Die Frage ist dann nicht mehr, ob Daten Wahrheit beschreiben. Sondern wer die Daten kontrolliert. Womöglich befinden sich Ulrich van Suntum, Marcel Fratzscher, die Herren von der Bundesbank und Frau von Oppeln in einer geschlagenen Schlacht, und der Streit tobt künftig nicht zwischen Wahrheit und alternativer Wahrheit, sondern einer öffentlich zugänglichen und einer privat gehüteten Wahrheit.

Nein. 'Die Frage ist dann nicht mehr' ist falsch. Die Frage wird weiterhin sein, wie man Daten sinnvoll erhebt, aus denen man Schlüsse auf Entwicklungen ziehen kann, die einem bei der Bewertung der Realität und ihrer Entwicklungsrichtung helfen. Und ob man das will.

Die Herren von Big Data werden eher bereits an der Erhebung korrekter Daten interessiert sein. Leider weniger als die Regierung an deren Veröffentlichung. Im Gegenzug werden die Behörden versucht sein, mit Big Data gleichzuziehen.

Wie es im Spannungsfeld dieser Interessen möglich sein wird, einen Rest Privatsphäre zu bewahren, wird interessant - und sicher nicht ohne bewusste Anstrengung zu machen sein. Die Masse wird also bald keine Privatsphäre mehr haben, auch wenn viele das gar nicht merken werden.

Und diejenigen, die eine gewisse Vorstellung haben, wie Statistiken gemacht werden und wie sie unser Leben beeinflussen können, werden sich weiterhin Parallelwelten bauen, soweit es für die Erkenntnis notwendig ist. Ob als offizielle Statistiker oder als besorgte Bürger ...

 
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#5 von Spitze Feder , 10.04.2017 23:35


Ein kleiner Aufsatz vom Januar, aufgehängt an einem Schmähartikel zur AfD, u.a. über Populismus und Demagogie, und was die beiden mit Demokratie zu tun haben:


Zitat von schwma2033

AfD und Nazis: Deutsche Schande


Zitat
Die NPD wurde nicht verboten, denn sie ist zu unbedeutend. Bedeutend gefährlicher ist die AfD. Sie beschwört alte Dämonen - und gibt neuen Nazis eine Heimat ...


Tja, mein lieber Herr Augstein Junior, das ist aber zu einem guten Teil die Schuld der CDU. Nicht nur, dass die CDU inzwischen da steht, wo früher die SPD politisch Schwerpunkte hatte. Merkels Partei will ihren alten 'rechten' Flügel nicht mehr wirklich mitnehmen und hat (berechtigte) Sorge, dass die AfD ihr diesen Teil der Stimmherde wegnehmen könnte. Darum stimmt auch sie in den Chor ein, der auch alte CDU/CSU-Positionen wild verteufelt (versucht inzwischen aber sogar, diese Positionen in echt populistischer Manier für Wahlkampf zu nutzen).

Ein 'ordentlicher' Mensch und Demokrat soll die AfD nicht wählen können - dann bleiben eben in der Mehrzahl die 'Extremen', die sich um solche Urteile nicht scheren oder nicht (mehr) scheren müssen, weil sie in unserer Gesellschaft ganz unten angekommen sind (wobei aus dieser Gruppe sowohl rechte als auch linke Extremisten hervorgehen). Mit einer CDU-Politik, die sich an der Idee einer Volkspartei orientiert hätte (darf man das Wort noch verwenden ?), hätte es die AfD nie geben müssen. Die Chance ist verpasst.

Der AfD ist zu wünschen, dass es ihr gelingt, der CDU tatsächlich mindestens ihren alten 'rechten' Flügel abzujagen. Leute wie Höcke sind dabei eher hinderlich, aber selbst von Populisten kann man etwas lernen: Man muss den Menschen nämlich erstmal 'aufs Maul schauen', wenn man wissen will, wo der Schuh drückt. Das haben die etablierten Parteien zu lange versäumt.

Und dann muss man über den anderen hässlichen Zwilling reden, die Demagogie. Da sind viele heutige POlitiker gar nicht schlecht dabei. Wie man den Menschen etwas einredet, das am Ende für sie gar nicht gut ist, das ist heute eine der Kernkompetenzen für 'erfolgreiche' Politik. Aber auch diese Überzeugungsfähigkeit braucht ein richtiger Demokrat, allerdings sollte sie natürlich etwas anders eingesetzt werden.

Zuerst muss man erfahren, was die Menschen wollen bzw. was ihnen Sorgen macht. Dann muss man sich überlegen, welche Massnahmen möglich und/oder sinnvoll sind, um die Menschen zufrieden zu stellen. Nicht immer gilt: Vox populi, vox Rindvieh. Da wo es gilt, da sollte auch ein guter Demokrat natürlich nicht blind auf die Menschen hören, sondern sie zu besseren Lösungen zu führen versuchen, allerdings anders als ein Demagoge nicht mit Überredungskunst, sondern indem er die Menschen von dem besseren Weg überzeugt.

Echte Überzeugung setzt voraus, dass man weiss, worauf man sich einlässt. Die Fakten müssen auf den Tisch und in gemeinsamer Diskussion bewertet werden. Trotzdem werden am Ende meistens nicht alle genau der gleichen Meinung sein, aber die Chance auf dauerhaft tragfähige Kompromisse steigt dadurch doch deutlich. Und die Gefahr, dass man ganz peinlich zurück rudern muss, weil die Öffentlichkeit vielleicht doch einmal wieder etwas schlauer geworden ist, sinkt erheblich.

Dann sollte auch niemand ein Problem damit haben, sich zu der Verantwortung (nicht einer Schuld !) zu bekennen, die jedem gebildeten Menschen aus der Kenntnis der Geschichte erwächst. Mahnmale sind unbequem, aber es gibt eher zu wenige als zu viele auf der Welt. Gerade im Umgang mit unbequemen Tatsachen zeigt sich die Reife einer Gesellschaft.

Populisten und Demagogen, die letztendlich v.a. an sich selbst denken, haben wir heute mehr als genug (nicht nur in Deutschland). Demokraten, die die entsprechenden Fähigkeiten zum Wohle ihrer Mitmenschen einsetzen, sind eher Mangelware. Da müsste die Politik schnellstens lernen, wenn das offensichtlich alles andere als perfekte Modell der repräsentativen Demokratie eine sinnvolle Zukunft haben sollte. Die Zeit dafür läuft ab. Was danach kommen könnte, lässt sich kaum absehen.



Bisher scheint es für die Demagogen recht gut zu laufen, was so alles in der Aktuellen Kamera ohne nennenswerten Widerspruch verlautbart wird ...

 
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#6 von Spitze Feder , 19.04.2017 10:54


Umstrittener Begriff: Darf man noch von „Menschenrassen“ sprechen?

Zitat
In Dresden findet eine Tagung zu einem der umstrittensten Begriffe des Deutschen statt: der Rasse. Ausgerechnet in der Pegida-Stadt, ausgerechnet im Hygiene-Museum


Der Begriff 'Rasse' hat (zumindest auf Menschen bezogen) in Deutschland seit dem Dritten Reich einen mehr als schalen Beigeschmack. Eine gute Frage ist, ob und wie lange man ein Wort im öffentlichen Sprachgebrauch ächten sollte, nachdem es in der Vergangenheit missbraucht wurde. Und ganz verschwunden ist es ja nicht, in Zusammenhang mit Tieren wird 'Rasse' auch in Deutschland ganz selbstverständlich gebraucht. Und selbst auf Menschen bezogen verwendet man es (vorsichtshalber aber in Denglisch), wenn man z.B. 'Racial Profiling' kritisiert.

Es fällt mir schwer, den Artikel auf wenige Kernsätze einzudampfen. Nur als 'Must Read' einstellen reicht mir aber auch nicht, denn der Artikel schreibt m.E. teilweise am Thema vorbei. So bleibt mir nur, trotz meiner Schreibselei den Artikel auch komplett zum kritischen Lesen zu empfehlen.

Zitat
Rassen? Ein Begriff, der in weiten Teilen der Naturwissenschaft abgelehnt wird, aber in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit eine Rolle spielt. Haben die Forscher Recht, handelt es sich um ein Unwort, das auf den Index gehört, das unmittelbar in Rassismus mündet? So einfach ist es nicht, wie der Verlauf der Tagung zeigte
...
Der Ort Hygiene-Museum ist weder Zufall noch Unachtsamkeit. Für den Museumsdirektor war die Tagung, die der Vorbereitung auf eine große Ausstellung zum Thema in drei Jahren dienen sollte, ein Stück Vergangenheitsbewältigung des eigenen Hauses. „Hier war damals das Zentrum, in dem der Rassenbegriff Gestalt gewann, aus dem jene Diaserien und Lehrmaterialien über die menschlichen Rassen stammten, mit denen dann Lebenswert von Lebensunwert getrennt wurde.“

Hier zeigt sich schon die Stelle, an der es problematisch wird, und die mir im Weiteren zu kurz kommt: 'Rasse' ist (von der zugegeben schwammigen Definition her) etwas, was sich auf anpassungsbedingte Unterschiede bezieht, die evolutionsbiologisch ihren Sinn haben (oder zumindest hatten). Daraus in einem globalen Zusammenhang eine 'Wertigkeit' ableiten zu wollen ist Blödsinn, Menschen danach auf- und abzuwerten ist eindeutiger Missbrauch.

Zitat
Der Nachweis, dass es Rassen gebe, kann nicht gelingen. Der Gegenbeweis allerdings auch nicht. Beides aus einem einfachen Grund: Der Begriff wurde nie klar und allgemein gültig definiert

Liesse sich der Begriff denn sinnvoll definieren ?

Zitat
Die meisten Evolutionsbiologen lehnen den Begriff menschlicher Rassen ab, er sei überholt. Mit der Begründung, es fehle die nötige Trennschärfe ... Die Differenzen würden nur von einer kleinen Untergruppe von Genen bestimmt

Um so besser wäre es doch definiert. Wie gesagt, immer im Sinne von Unterschieden ohne globale Wertigkeit. Aber man geht noch weiter:

Zitat
Natürlich sei der Rassenbegriff eine Leerformel, „wir sind uns einig darüber, dass es sozusagen im wissenschaftlich strengen Sinne definierbare Rassen nicht gibt. Im wissenschaftlich strengen Sinne definierbare Kulturen oder Nationen gibt es aber auch nicht


Und spätestens da sollte man hellhörig werden. Natürlich ist 'Kultur' mehr noch als der genetische Pool eine Angelegenheit mit Übergängen und in stetigem Fluss. Aber wissenschaftlich nicht definierbar ? Wird 'Kultur' zum nächsten Unwort unserer Gesellschaft ?

Zitat
Das Gros der Referenten waren Historiker. Und da gingen sich die Kollegen bei ihren Vorstößen in die Geistesgeschichte der Nation schon mal fast an die Gurgel, etwa bei der Frage, ob der große Aufklärer Immanuel Kant, der als einer der ersten Deutschen die Menschheit in Rassen einteilte, diese auch in höhere und niedere bewertet habe oder nicht. Ein Streit, der letztlich die Frage berührt, ob das „Konzept“ Rasse auch ohne Rassismus denkbar wäre. Biologische Vielfalt ohne Diskriminierung?

Nicht ganz so bedeutend wie Kant, aber doch immer noch ein grosses Vorbild: Albert Schweitzer. In den Büchern aus seiner Zeit in Afrika steht so mancher Satz, den sich heute niemand mehr in den Mund zu nehmen traut, der im öffentlichen Leben irgendetwas zu verlieren hat. Alles Rassisten ? Sogar das Grundgesetz handelt von 'Rassen'. Zum Glück braucht es für ein Diskriminierungsverbot keine Definition:

Zitat
Rasse ohne Rassismus, denkbar wäre es ja. Als Forderung steht es so schließlich im Grundgesetz. „Niemand darf wegen (...) seiner Rasse (...) benachteiligt oder bevorzugt werden“, steht dort im Artikel 3 ... in Sachsen-Anhalt wurde auch vor 25 Jahren der Begriff noch neu aufgenommen

Womit mal wieder bewiesen wäre, Deutschland ist rassistisch bis ins Herz. Oder haben wir doch das Nazi-Gen ? Diese Behauptung wäre aber doch rassistisch, oder ?

Zitat
Tagungsleiter Christian Geulen von der Universität Koblenz-Landau, der selbst davon ausgeht, dass der Begriff naturwissenschaftlich kaum greifbar ist, stellte die theoretische Frage: „Was, wenn dem nicht so wäre, wenn die Genetiker nachgewiesen hätten, dass es Rassen gibt? Würde dies im Umkehrschluss bedeuten, dass der Rassismus deshalb plausibler würde? Natürlich nicht!“

Da ist aber jemand sehr vorsichtig, und das aus gutem Grund. Man muss es nicht 'Rasse' nennen, heute sagt man 'Populationsgenetik', aber es gibt unbestreitbare Unterschiede, anhand derer man recht sicher auf die Vorfahren eines Menschen schliessen kann:

Zitat
Der Evolutionsbiologe Armand Marie Leroi etwa warf in einem Aufsatz in der „New York Times“ jenen Kollegen vor, sie würden nur die genetischen Hintergründe der sichtbaren Merkmale untersuchen, „und deshalb dort keine Rassen ausmachen können“. Analysiere man dagegen die Gene auf breiterer Basis, könne man sehr wohl fündig werden und zwischen Europäern, Ostasiaten, Afrikanern, Amerikanern und Australasiern unterscheiden. „Der runden Milliarde von Europäern und ihren Verwandten in Übersee sind genetische Varianten gemein, die so bei anderen sehr selten sind. Sie sind eine Rasse.“
...
populationsgenetischen Ermittlungen ... Unterschieden in den Erbanlagen der Völker nachginge ... das breite Spektrum all derer ..., die ein durchaus rationales Interesse an der Erbgutanalyse verschiedener Populationen haben: von der medizinischen Forschung über die Pharmabranche, die Kriminalistik, die unterschiedlichsten Datenbanken bis zu nationalen Projekten einzelner Länder, nicht zuletzt auch Historiker, die frühere Wanderungsbewegungen erforschen
...
Längst konnten Mediziner und Pharmakologen spezielle Resistenzen oder Anfälligkeiten gegenüber Krankheiten bei bestimmten Populationen ausmachen, und entsprechend unterschiedliche Therapien einführen. Das ging so weit, dass die US-Arzneimittelbehörde erstmals in der Geschichte ein Herzmedikament nur für Afroamerikaner zuließ

Hoppala. Ist das Medikament für Menschen anderer Herkunft gefährlich, erwiesenermassen nutzlos, oder nur nicht abschliessend getestet ? Werden da mglw. Patientien (negativ) diskriminiert, denen ev. geholfen werden könnte ?

Und noch zwei Aspekte:

Zitat
Auch die Kriminalpolizei zehrt von den wissenschaftlichen Fortschritten ... Lutz Roewer vom Institut für Rechtsmedizin der Berliner Charité sagte vor Jahren bereits in einem Interview: „Wenn man nur die richtigen Abschnitte im Genom anschaut, dann kann man schon herausbekommen, zu welcher Ethnie eine Person gehört.“
...
Zwischen 1920 und 2015 wurden etwa 80 populationsgenetische Studien über das Volk der Roma veröffentlicht ... „Die Roma-Aktivisten haben auf die Studien sehr positiv reagiert“ ... Sie hätten sich „erfreut darüber gezeigt, endlich zu wissen, wer alles zu ihnen gehört“

Selbst die Nachkommen der Nazi-Opfer sind (nach 'linker' Definition) Rassisten.

Zitat
Vieles deutet darauf hin, dass eine solche Tagung im Ausland, im angelsächsischen Bereich zumal, einen anderen Tonfall hätte. Der Rassebegriff findet dort eine vollkommen andere Rezeption ... Und Cornell West, schwarzer Universitätsprofessor in Princeton, Kämpfer gegen den Rassismus und Anhänger des verstorbenen Martin Luther King, hat gleich eine ganze Reihe von Büchern geschrieben, die den Begriff „Rasse“ im Titel tragen. Das bekannteste darunter: „Race matters“. Übersetzt hieße das wohl „Rasse ist wichtig“. Das aber, meint Veranstalter Geulen im Gespräch, „könnten sie hier nie auf den Markt bringen, nicht mit dem Titel“

Anscheinend ist nicht jede Verwendung des Begriffes 'Rasse' - sogar auf Menschen bezogen - Missbrauch, zumindest ausserhalb Deutschlands. Kann es dann gut sein für Deutschland (und unser Verständnis unserer eigenen Geschichte), wenn wir diese Diskussion weit eingeschränkter führen müssen als unsere Nachbarn ? Und können wir vielleicht etwas lernen über den Umgang mit Begriffen, die bestimmte Gruppen unserer Gesellschaft missbräuchlich verwenden ?

Zitat
Eine andere Frage ... : Inwieweit das Erkenntnisinteresse dem politischen Willen untergeordnet werden und in der geforderten „Dekonstruktion“ des Rassebegriffs münden sollte – wofür es in Deutschland ja starke Argumente gäbe.

Andererseits: Egal, ob Rasse, Ethnie, Population oder ein anderer Begriff – es wäre ein zweifelhafter Anspruch, das Erkenntnisinteresse der Wissenschaft einseitig dem Prinzip des „Cui bono“ (wem nutzt es?) zu unterwerfen

Es war in den letzten Jahren öfter von der Deutungshoheit die Rede, die man dem und jenem nicht überlassen dürfe. Bei der 'Rasse' überlassen wir die Deutungshoheit bis heute fast völlig den Ideologen des Dritten Reiches. Ist das sinnvoll ?

Zitat
„Was aber, wenn die Rechten einmal an die Macht kommen und diese Erkenntnisse für ihre Zwecke missbrauchen?“


Wissenschaft ist gefährlich, und es gibt wohl kaum eine wissenschaftliche Erkenntnis, die nicht missbraucht worden ist.
Von Rechten, Linken, religiösen Fanatikern oder einfach machtgeilen Psychopathen.

Eine Möglichkeit wäre, Wissenschaft und Technik weitestgehend abzuschwören. Möglich ist das, wie man z.B. an den Amish sieht.

Viel wichtiger ist aber wohl, eine Herrschaft von Extremisten, Demagogen oder Tyrannen zu verhindern. Die Geschichte beweist, dass der Mensch auf jeder technologischen Stufe im Stande war, Gräueltaten zu begehen. Wissenschaft und Technik erweitern die Möglichkeiten und die Dimensionen, ändern aber nichts am Prinzip.

Wichtig wäre es, dass die Mehrheit der Menschen aus eigenem Verständnis heraus Verantwortung übernimmt. Das wird der Mehrheit heute leider nur vorgegaukelt, sie hat weder das Verständnis (weil es politisch nicht erwünscht ist), noch übernimmt sie tatsächlich Verantwortung (merkt man sofort, wenn jemand doch einmal die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen muss).

Das zu ändern wird sehr schwierig. Mit einem Bannfluch über ein paar schmutzige Wörter erreicht man eher das Gegenteil.

 
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#7 von Spitze Feder , 27.04.2017 16:09


Eine Lanze für die Demokratie - und einen aufgeklärten Monarchen


Bitte noch nicht mit dem Lesen aufhören: Es soll weder um die Form der Demokratie gehen, bei der man seine Stimme regelmässig auf Jahre abgibt, noch soll es um 'konstitutionelle' Monarchien gehen, in denen der Monarch wenig mehr ist als der Grüssaugust der Demokraten, und ein Projektionsziel für alternde Romantiker.

Die sog. parlamentarische Demokratie, in Verbindung mit einem quasi obligatorischen Parteiensystem, stösst bei uns wie anderswo an inhärente Grenzen. Grundsätzlich gut gemeint, zeigt sich leider inzwischen, dass sie in der jetzigen Form nicht die Vertretung vitaler Interessen der Bevölkerung ihres Einflussgebietes sichern kann. Darf ich zu den Einzelheiten bei diesem Punkt auf die tägliche Berichterstattung in den Medien verweisen ?

In den letzten Jahren ist auf der einen Seite die Profilierung der Parteien immer schwieriger geworden. Was die Menschen versprochen bekommen wollen ist eben in vieler Hinsicht sehr ähnlich.
Auf der anderen Seite haben die Wähler, wenn sie ihre Stimme dann für eines der angebotenen Gesamtpakete abgegeben haben, so gut wie keine Einflussmöglichkeit mehr auf die Umsetzung, selbst wenn etwas gänzlich anderes passiert. Das Wechselspiel zwischen Regierung und Opposition ist in Deutschland fast vollständig beendet worden. Fast alles ist alternativlos.
Und dann gibt es noch einen dritten Nachteil des derzeitigen Systems, der in besseren Zeiten oder mit einer relativ ungebildeten Bevölkerung vielleicht zu verschmerzen wäre: Es ist unmöglich, differenziert zu wählen. Aber was soll's ? Am Ende gibt es dann sowieso die seltsamsten Koalitionen, und alle machen, was sie wollen, aber weder das, was insgesamt vernünftig wäre, noch das, was die jeweilige Mehrheit in dem Punkt will.
Die Demokratie, wie sie mir noch in meiner Schulzeit gelehrt wurde, schafft sich immer mehr ab.

Eine denkbare Möglichkeit, diese Zustände zu verbessern, wäre mehr (oder überhaupt eine) direkte Demokratie.

Und wieder: Bitte noch nicht aufgeben ! Das Modell, in dem auf einmal 65 Mio. in Deutschland alle paar Tage über all das abstimmen, wovon sie genau so wenig oder sogar weniger Ahnung haben wie ihre bisherigen Volksvertreter, das ist mir nämlich zu einfach.

Vox populi, vox Rindvieh - die Wahrheit in diesem lateinisch-deutschen Kauderwelsch ist unbestreitbar. Aber warum sollte denn jeder über alles abstimmen dürfen ? Aus Prinzip, alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, gut und schön. Aber dieses Prinzip gilt heute für die Abgeordneten auch oft nur eingeschränkt. Da gibt es den Fraktionszwang. Und bei manchen Themen bekommen nur Abgeordnete in bestimmten Ausschüssen alle Infos, die nötig sind, um das Thema zu beurteilen. Diesen Leithammeln soll dann der Rest der Herde folgen. Sie stimmen regelmässig ab, aber nicht unbedingt so, wie sie das wollten und sollten.

Also sollte man überlegen, wie man ein akzeptables System konstruiert, in dem nicht jeder automatisch für alle Themen ein Stimmrecht hat - aber jeder ein Stimmrecht bekommen kann.

Eine Möglichkeit dafür wäre die berufliche Qualifikation. Da brauchen wir aber ein Gegengewicht, denn wenn eine Branche alleine über Steuern, Vorschriften (am Ende noch Subventionen) entscheidet, dann kommt dabei nichts Gutes heraus. Mein Vorschlag wäre, dass sich jeder Bürger in jedem Bereich ein Stimmrecht erarbeiten kann, indem er entsprechende Kenntnisse nachweist. Je nach Komplexität könnte das Stimmrecht dauerhaft oder zeitlich begrenzt sein.

Noch mehr Arbeit, und das für ein Bürgerrecht ! Ja, aber die Vorteile liegen auf der Hand, oder ? Zudem haben wir in unserer Gesellschaft insgesamt durchaus genug Zeit zur Verfügung, die Frage ist, wer seine Zeit wie nutzt.

(Auch die Verteilung von Arbeitszeit und Freizeit (incl. überhaupt der Möglichkeit zu arbeiten) ist ein Thema, dass in unserer Gesellschaft dringend stärker durchdacht werden muss. Staatliche Reglementierung kann dabei nicht der Königsweg sein - aber das führt jetzt zu weit weg vom Thema.)

Als Ergebnis schwebt mir ein System vor, in dem jeder im Prinzip die Möglichkeit hat, über alles abzustimmen, was ihm wichtig ist. Manches fällt einem möglicherweise berufsbedingt zu, vieles ist für einen umfassend gebildeten Menschen vielleicht leichter zu lernen und nachzuweisen als für weniger gebildete Menschen. Aber grundsätzlich hat jeder die Möglichkeit, sich aufzuraffen und nach denselben Regeln seine Stimme zu erheben wie der Rest auch.

Und jeder hat einen sehr guten Grund, seinen Horizont zu erweitern.

Damit kommen wir zum zweiten Punkt. Mit Monarchie o.ä. hatte das Ganze bisher überhaupt nichts zu tun. Allerdings bezweifle ich auch, dass die Menschen in Deutschland 'reif' sind für ein solches System. Die letzten Jahrzehnte haben in immer stärkerem Masse zu einer Vollkasko-Mentalität geführt, die sicher nicht einfach abzustreifen ist. Auch die Aufarbeitung dieser Entwicklung halte ich für notwendig, damit ein mehr auf Eigenverantwortung basierendes politisches System dauerhaft funktionieren kann. Dieser Übergang ist schwierig.

Und hier könnte ein aufgeklärter Monarch m.E. seine Möglichkeit finden, sich einen Platz in der Weltgeschichte zu reservieren, wie es kaum einen zweiten gibt. Grosse Dynastien sind historisch nach ähnlichen Mustern aufgestiegen und wieder gefallen wie kleinere Familien oder Unternehmungen. Eine Zeitlang wird aufgebaut, eine Zeitlang erhalten, aber irgendwann kommt dann die Generation, die nur noch konsumiert. Und je fester die Reihenfolge der Nachfolger in der Herrschaft vorgegeben ist, desto wahrscheinlicher scheitert das Ganze irgendwann (oder kann allenfalls durch Gewalt am Scheitern gehindert werden).

Derzeit machen es einem Intrigen und Ideologien in Politik, Wirtschaft, Medienlandschaft und der Gesellschaft allgemein schwer, sich politisch zu bilden, ohne gleichzeitig massive Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Wer die gegenwärtigen Zustände kritisch hinterfragt wird sehr schnell zum Paria. Es wäre also wünschenswert, diese Art der Politik mindestens eine Zeitlang ganz zu stoppen. Gleichzeitig muss es aber auch eine Instanz geben, die Regeln setzt und durchsetzt.

Das könnte die Rolle sein für einen Monarchen, der aus der Geschichte heraus begreift, dass auch eine Dynastie zwangsläufig scheitern muss, und daher versucht, einen neuen Weg zu bereiten: Die Menschen reif zu machen für wirkliche politische Mitbestimmung. Die praktische Umsetzung kann dann durchaus schrittweise erfolgen.

Natürlich kann man auch die Dauer des Erfolges eines solchen Weges bezweifeln, schliesslich sind alle Beteiligten immer noch Menschen mit allen ihren Fehlern. Aber zumindest ist es bisher noch nie versucht worden, die Masse der Bevölkerung zu einer ständigen Kontrollinstanz zu machen, die nicht nur alle paar Jahre, sondern permanent ihren Volksvertretern auf die Finger (sc)haut.

Oh - das kam jetzt unerwartet, nicht ? Hatten wir die Volksvertreter nicht vorhin abgeschafft (auch für die Zeit nach der Monarchie) ?

Es ist auch nicht ganz das richtige Wort. Aber irgend jemand müsste ja auch die Vorlagen ausarbeiten, über die abgestimmt werden soll. Und eine gewisse öffentliche Diskussion darüber wäre auch nicht schlecht. Also vielleicht doch ein Parlament, trotz direkter Demokratie ? Oder mehr bürokratische Institutionen ?

Man sieht, das alles ist allenfalls ein erster Ansatz, der noch viel Denkarbeit vertragen kann.

Aber vielleicht ein Konzept, das man diese Tage ruhig im Hinterkopf behalten kann, zur weiteren Ausarbeitung, zur Kombination mit anderen Konzepten. zum Vergleich.

Denn eines ist wohl sicher: So wie jetzt kann es nicht dauerhaft weitergehen.



P.S. Nein, ich bin kein Reichsbürger. Das Modell verträgt sich sicher nicht mit irgendeiner altdeutschen Verfassung.

P.P.S. Nein, ich mache auch keine Vorschläge, wie dieses Land wieder zu einer Monarchie werden könnte. Aber die Demokratie löst sich leider auf ...

P.P.P.S. Andere Wege zu einer sinnvollen Vertretung der Interessen der hiesigen Bevölkerung sind mir durchaus willkommen. Aber woher, solange das bürgerliche Spektrum so wie derzeit diskriminiert wird ?

 
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#8 von Spitze Feder , 16.05.2017 23:45


Haben
Immigranten eine Pflicht, sich an die Sitten ihres Einwanderungslandes anzupassen, und wenn ja, wie lässt sich diese Pflicht definieren ?

Aydan Özoguz zu Deutschland: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“

Wirkt auf den ersten Blick wie eine unglaubliche Unverschämtheit, aber es hat Methode und eine gewisse Logik:

Zitat
Deutschland sei vielfältig und manchem zu kompliziert, deshalb wird immer wieder eine Leitkultur gefordert. Sobald jedoch über Inhalte nachgedacht würde, „gleitet die Debatte ins Lächerliche und Absurde, die Vorschläge verkommen zum Klischee des Deutschsein.“


Das Problem sind also die zahlreichen Facetten der Kultur in Deutschland, die Integrationsleistung, die nicht nur Zuzügler, sondern auch Menschen 'von hier' über die Jahrhunderte erbracht haben. Wirft m.E. die Frage auf, ist eine einfachere Kultur schützenswerter als eine komplexe ? Oder sollten wir besser eine friesische, sächsische, bairische etc. Kultur definieren, da gäbe es zweifellos mehr Gemeinsamkeiten und weniger Unterschiede ? Aber warum, wenn alle diese Menschen sich bisher als Teil der deutschen Kulturgemeinschaft verstanden haben ?

Zitat
„Auch Einwanderern kann man keine Anpassung an eine vermeintlich tradierte Mehrheitskultur per se verordnen, noch unterstellen, dass sie Nachhilfeunterricht benötigen, weil sie außerhalb unseres Wertesystems stünden.“


In jeder Gesellschaft weltweit (und v.a. in den Gesellschaften, aus denen die Mehrzahl unserer Neubürger kommt) wird gefordert, dass man sich im öffentlichen Leben an einen gewissen Werte- und Verhaltenskodex hält. Ohne gemeinsame Regeln führt die Vielfalt der weltweit bestehenden kulturellen Ansätze nicht nur ins Chaos, sondern auch zu Gewalt, weil so mancher die Regeln mancher anderen 'zu Hause' als Zumutung betrachtet.

Aber 'man' gibt sich kompromissbereit:

Zitat
Sie plädiert im folgenden Absatz für die Schaffung eines Gesellschaftsvertrages mit den Werten des Grundgesetzes als Basis.


Werte Frau Özo?uz, das gibt es längst. Allerdings nicht in Form eines übersichtlichen Schriftstückes, dass man in wenigen Minuten lesen und dann abzeichnen könnte, um es sofort wieder weitgehend zu vergessen.

Wesentliche Teile dieses Vertrages sind das Bürgerliche Gesetzbuch und das Strafgesetzbuch, in denen sich widerspiegelt, wie mitteleuropäisch sozialisierte Menschen miteinander umgehen. In Teilen sind diese zwar deutlich älter als das heutige Grundgesetz, aber sie werden ja seit Jahrzehnten daraufhin abgeklopft, ob sie mit dem Grundgesetz vereinbar sind, sollten also weitestgehend die Werte des Grundgesetzes repräsentieren.

Und es gibt ein paar tatsächlich daraus ableitbare Prinzipien, die dann allerdings tatsächlich weit weniger 'deutsch' als vielmehr mitteleuropäisch aussehen. Was international als 'typisch deutsch' betrachtet wird, wird dagegen in Deutschland eher als 'Sekundärtugend' diffamiert.

Kein vernünftiger Mensch verlangt von Einwanderern, dass z.B. die Frauen im Badischen mit den tradierten Bollenhüten herumlaufen, das tun selbst die Einheimischen ja nur gelegentlich, und dann auch nicht alle. Aber das Recht dazu möchten wir uns erhalten, genauso wie das Recht, leicht bekleidet im Freibad auszuspannen, ohne dass daraus eine Einladung zum Gang-Bang abgeleitet wird.
Respekt vor dem Anderen, Toleranz, und eine gewisse Rücksichtnahme (wo ich mir auch oft mehr wünschen würde) möchten wir nicht nur geben müssen, sondern auch selbst erfahren dürfen.

Wir brauchen keine kurzfristigen, mit heissester Nadel gestrickten 'neuen Verträge'. Die Gesellschaft entwickelt sich, aber das dauert. Kopftücher waren auch in Europa lange Zeit das Kennzeichen einer ehrenhaften Frau, heute sind sie es nicht mehr. Das mag sich wieder ändern - aber bitte nicht mit Gewalt, weder physisch noch mit der seit Jahren immer stärker werdenden systemischen Gewalt des angeblichen Minderheitenschutzes.

Sie können angeblich keine deutsche Kultur erkennen, weil ja alles so kompliziert ist. Die Lösung ist einfach: In diesem Land leben massenhaft Minderheiten, nicht nur kürzlich zugezogene. Und auch diese älteren Minderheiten (und weitere permanent neu entstehende) haben ein Anrecht auf Respekt vor ihren Lebensweisen, auch wenn sie flexibler sind und mit weniger Geschrei verteidigt werden als die der letzten Neuankömmlinge.

In dieses Mosaik haben sich in den letzten Jahrzehnten weitere Teile eingefügt und unsere Gesellschaft bunter gemacht - aber immer vor dem Hintergrund und im Wesentlichen in der Akzeptanz des bestehenden Gesellschaftsvertrages.

Integration ist nie einfach, für beide Seiten. Aber Deutschland ist zweifellos integrationsfähig, und das nicht nur am linken Rand. Man muss es allerdings auch wollen.


P.S. Eine andere, mehr auf die Geschichte gerichtete Antwort, die mir sehr gut gefällt - denn nicht nur das, was wir täglich leben, zählt zu unserer Kultur:

Jürgen Fritz: Und es gibt sie doch, die deutsche Kultur!

 
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#9 von Spitze Feder , 24.05.2017 08:29


Den
folgenden Artikel könnte man ebenfalls in dem Zusammenhang sehen, wenn man mal ganz frech fragt, ob die Briten vielleicht nicht genug Kultur haben könnten, um ihre Zuwanderer zu integrieren:

„Homegrown Terrorists“: Warum Großbritannien ein besonderes Islamisten-Problem hat

Das mit der mangelnden Kultur in GB ist natürlich genauso Blödsinn wie in D, und wenn man sich den Artikel ansieht, relativieren sich die Unterschiede doch stark.

Zitat
während in anderen europäischen Ländern das gestiegene Anschlagsrisiko oft mit den geringeren Kontrollen in der Flüchtlingskrise in Zusammenhang gebracht wird und auch einige Attentäter als Flüchtlinge getarnt nach Europa einreisten ... Die Briten ... haben es bisher vor allem mit sogenannten „home-grown“ Terroristen zu tun - also Attentätern, die sich in England radikalisiert haben und teilweise sogar dort geboren sind


Aber das wird uns doch hier auch erzählt, und wenn man zum stilistischen Hilfsmittel der angenommenen Blitzradikalisierung ursprünglich lammfrommer Einwanderer und ihrer Nachkommen greifen muss.

Zitat
269 erfassten islamismusinspirierten Taten entfallen die meisten auf London (117), Birmingham (39) und Manchester (12)


Man müsste sich mal die Straftaten an sich anschauen, aber eines ist hier schon mal sonnenklar: Rotherham & Co. haben es nicht in die Studie geschafft, obwohl die dortigen Vorgänge sicher engstens mit der islamistischen Ideologie, Frauen- und Christenfeindlichkeit verknüpft sind.
Terroranschläge nach dem üblichen Verständnis können es aber auch nicht ausschliesslich sein, dafür sind es zu viele.

Zitat
Mehrheit der islamismusinspirierten Täter aus „höchst segregierten, vorwiegend muslimisch geprägten Gebieten“
...
"Wohngebiete entstanden, die nur von einer Zuwanderergruppe dominiert werden. Dies erlaubte auch eine kulturelle Abkapselung von der Gesellschaft“


Parallelen zu anderen europäischen Staaten einschliesslich D sind sicher rein zufällig.

Zitat
„Die britische Regierung versucht der Selbstradikalisierung entgegenzuwirken, indem sie per Gesetz mutmaßliche Hassprediger in Moscheen kontrollieren und sie gegebenenfalls festnehmen lässt. Allerdings ist die Isolierung und Radikalisierung bei vorwiegend jungen Männern im Stillen ein äußerst schwer zu kontrollierendes Sicherheitsproblem.“

u. a. deswegen, weil Propaganda im Internet nicht nur prinzipiell verfügbar ist, sondern auch nicht wirkungsvoll bekämpft wird.

Dagegen muss bei uns inzwischen jeder, der sich kritisch mit dieser Propaganda auseinandersetzt, mit Massnahmen des Staates, der Seitenbetreiber oder auch seines Arbeitgebers rechnen.

Wie unterschiedlich ist die Situation in Deutschland wirklich ? Es gibt seit Jahrzehnten Stadtviertel, in denen muslimische Zuwanderergruppen dominieren. Ursprünglich meist Türken, die Gesetze lieber umgehen als brechen, seit etlichen Jahren dann einige hochkriminelle Libanesen-Clans, bald wird der kürzlich nachgezogene Rest des nahen und Mittleren Ostens und Nordafrika Ansprüche anmelden. Die Mehrheit wurde und wird über das bisher 'vorbildliche' Sozialsystem ruhiggestellt, aber die Ansprüche wachsen, bzw. gerade Zuwanderer der letzten Jahre bringen oft eine extreme Anspruchshaltung mit, die mit den Einstellungen früherer Zuwanderer gar nicht zu vergleichen ist.

Ob jemand dann bereits mit Anschlagsplänen eingereist ist oder erst ein paar Jahre später den Islamismus entdeckt, um seinem Frust freien Lauf zu lassen und sich nebenbei noch ins Paradies zu katapultieren, spielt kaum eine Rolle.

GB ist uns in mancher Hinsicht (auch wegen der längeren kolonialen Vergangenheit) etwas voraus. Die Saat für ganz ähnliche Entwicklungen ist hier aber schon lange gelegt, teilweise bereits aufgegangen und wird von unseren PC-Freunden hingebungsvoll gepflegt.

So besonders ist das Problem von / in GB nicht ...

 
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#10 von Spitze Feder , 29.05.2017 09:59


Und
noch so etwas, was zwar auch unter Propaganda passen würde, wozu ich aber meinen ganz persönlichen (und dabei nicht fachlich qualifizierten) Senf abgeben möchte, und daher hier:

Markus Lanz: „Jeder Mensch kann köpfen“

Es ist ziemlich nebensächlich, dass die Aussage nicht von Lanz persönlich ist. Einige Aussagen eines 'Experten' eher nicht:

Zitat
Jan Ilhan Kizilhan, Psychologe und Trauma-Experte
...
„Menschen tun das, weil sie es können.“

„Ich muss sie überraschen“, entgegnet Kizilhan. „Das sind leider keine Psychopathen. Menschen tun das, weil sie es können.“ ... Die Schlächter des IS sind uns nicht unähnlich. Sie leben nur unter anderen Umständen
...
Die IS Schergen sind Menschen und Menschen sind fähig zu Gewalt
...
Dass wir einander keine Gewalt antun, ist ein Privileg und eine Errungenschaft der Zivilisation


Nun, immerhin der letzte Satz ist wohl bis auf das fehlende 's' richtig. Ansonsten möchte ich heftig widersprechen:

Der IS versucht ja gerade verzweifelt, Bedingungen zu schaffen, unter denen Gewalt noch natürlicher ist als sowieso schon in der Region und im dortigen Gesellschaftssystem. Wenn der rot markierte Satz richtig wäre, gäbe es durch diese Leute in Deutschland keine Gefahr. Aber im leider sehr häufigen Extremfall sind die 'anderen Umstände' einfach nur der persönliche Mikrokosmos, den der Dschihadist im Kopf mit sich herumschleppt - und das ist, sorry, Kennzeichen für einen Psychopathen.

Natürlich ist 'der Mensch' fähig zur Gewalt, anders hätte er vor ein paar tausend Jahren gar nicht überleben können. Und in vieler Hinsicht sind wir immer noch Steinzeitmenschen, die ein dünnes Zivilisationsmäntelchen tragen.

Aber so viel Zivilisation gibt es praktisch überall, dass 'normale' Menschen Gewalt in der Regel ablehnen und nur in Sonderfällen akzeptieren.

Zitat
Er sprach mit zahlreichen IS-Kämpfern und mit ehemaligen Kindersoldaten des IS. Jungen von vielleicht fünf Jahren, die mit ansehen mussten, wie Menschen vor ihren Augen geköpft wurden und die systematisch lernten, dasselbe zu tun


Das ist so ein Fall ausserhalb der Regel: Wenn Menschen von Kindesbeinen an zu Gewalt erzogen werden. Diese Kinder, Jugendlichen, irgendwann Erwachsenen sind natürlich selbst Opfer, aber sie sind eben nach der erfolgreichen Gehirnwäsche durch die Islamisten auch Psychopathen. Möglicherweise behandelbar, denn die Mehrheit der Menschen neigt eigentlich nicht zu so extremer Gewalt, aber es muss dann eben auch behandelt werden, und das braucht Zeit.

Zitat
Was würde es für die Debatte um den Terror bedeuten, sich mit den Mördern gleichzustellen?


Zumindest nichts Neues. Genau das wird ja von politisch korrekter Seite permanent versucht. Es wird uns unterstellt, dass unser persönliches Handeln ein nachvollziehbarer Grund für diese tausendfachen Morde sei, und dass wir nur anders handeln müssten, und es gäbe keinen Terror.

Das ist falsch (was nicht heisst, dass in der globalen Gerechtigkeitsdiskussion nicht einiges zu lernen wäre, aber das ist maximal eine von etlichen Wurzeln des Terrors).

Zum einen gibt es durchaus jede Menge Psychopathen auf der Welt, und die gefährlichsten davon sind nicht einmal die, die selbst die Ausübung von Gewalt geniessen. Die gefährlichsten Psychopathen sind die, die Macht und Gewalt über ihre Anhänger ausüben, während sie sich selbst gerne das Mäntelchen des friedfertigen und toleranten Meisters umhängen. Und Religionen sind leider zu oft ein gut geeignetes Werkzeug für die Zwecke dieser Perversen. Vor ein paar hundert Jahren wurde das Christentum gerne in dieser Weise missbraucht, heute ist es der Islam, mit dem sich Massenmord rechtfertigen lässt und dessen Heilsversprechen für viele Menschen sehr verlockend sind. Aber auch Ideologien ohne religiösen Hintergrund sind geeignet, wie man nicht zuletzt in Deutschland beobachten kann, wenn man bei gewissen Themen auch mal den gesunden Menschenverstand sprechen lassen möchte.

Eines ist richtig: Wir sind prinzipiell alle zu Gewalt fähig. Und je nach Situation können Menschen überaus gewalttätig werden, denen man das sonst nicht zugetraut hätte. Deswegen sind wir noch lange nicht alle Charaktere, die kaltlächelnd dem Nächstbesten den Kopf abschneiden, nur weil der eine andere Meinung hat. Das ist schon etwas sehr Spezielles.

Aber leider müssen wir heute mehr denn je täglich damit rechnen, solchen archaischen Charakteren zu begegnen. Und da sollte man sich vielleicht rechtzeitig fragen: Was mache ich dann ?
Lasse ich es wehrlos geschehen, dass man mir die Rübe runternimmt, um danach meine Frau zu vergewaltigen und vielleicht ebenfalls zu töten, bevor dann unser Kind als Sexsklave oder Tötungsmaschine abgerichtet wird ? Das ist das Ziel des IS für alle 'ungläubigen' Kaffern, nicht nur im arabischen Raum, sondern weltweit. Bisher sind es meist Einzeltäter, aber von Nigeria im mittleren Afrika bis nach Asien auf den Philippinen gibt es ernstzunehmende Versuche des IS und sympathisierender Gruppen, 'Kalifate' zu errichten. In Europa gab es bisher nur Randale und Terror, aber ob das so bleibt ? Unzufriedene gibt es wohl auch hier genug, und das öffentliche Klima wird durchaus nicht nur von 'Rechten' aufgeheizt.

Friedliche Lösungen sind immer zu bevorzugen, ich bin der letzte, der zu Gewalt aufrufen möchte. Gewalt verändert auch immer den Menschen, der sie ausübt (und nicht zum Besseren), mag sie im Einzelfall noch so gerechtfertigt sein. Aber es könnte für jeden von uns der Tag kommen, an dem wir froh sein müssen, dass prinzipiell jeder Mensch auch eine Anlage zu Gewalt in sich trägt - weil wir sonst alle nur wehrlose Opfer sind.

Zumindest vorher müssen wir dafür den Schlächtern des IS sicher nicht ähnlich sein.

 
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#11 von Spitze Feder , 01.06.2017 08:40


Und
zum Sommeranfang muss ich mich noch etwas unbeliebter machen:

Nach Anschlag in Kabul: Sammelabschiebung nach Afghanistan gestoppt

Weil die Mitarbeiter der beschädigten Botschaft im Augenblick andere Sorgen haben, als sich um abgeschobene Migranten zu kümmern. Das ist für mich insofern eine interessante Mitteilung, als ich bisher nicht definitiv wusste, dass sich unser Staat zumindest direkt nach der Ankunft durchaus noch für die Abgeschobenen verantwortlich fühlt. Abschiebekritiker hören sich meist an, als würden die Leute auf dem Rollfeld aus dem Flugzeug geworfen.

Abschiebungen nach Afghanistan soll es aber prinzipiell weiterhin geben, auch dieser abgesagte Flug ist nur verschoben. Und auch daran gibt es massiv Kritik, schliesslich hat das letzte Attentat ja 'bewiesen', dass es nirgendwo in Afghanistan sicher sein kann.

Selbst wenn wir diese Interpretation akzeptieren: Was wären denn die Konsequenzen ? Die Evakuierung von Kabul nach Deutschland (als ersten Schritt) ? Dann den Rest Afghanistans ? Und als nächstes weitere Länder, in denen regelmässig Anschläge verübt werden ? Das ist natürlich lächerlich. Aber wenn wir das nicht ins Auge fassen, diskriminieren wir alle, die nicht die Möglichkeit zur Flucht haben. Bei einem Anschlag wie dem jetzigen in Kabul, bei dem die Bombe noch in mehreren Kilometern Entfernung Fenster zerstört haben soll (und die sicher überdurchschnittlich stabil gebaute deutsche Botschaft, 300m von der Explosion entfernt und von weiteren Mauern auf dem Grundstück geschützt, soll nach heutigen Fernsehmeldungen 'abrissreif' sein), bringt Vorsicht auch nicht mehr viel. Jeder ist gefährdet.

Aber wäre ein solcher Anschlag in Deutschland unmöglich ? Wäre er zumindest unwahrscheinlich, wenn die Islamisten mit ihren enormen personellen und finanziellen Mitteln so ein Ding wirklich durchziehen wollten ? Bisher sind Anschlagspläne meist an Dummheiten gescheitert. Darüber können wir froh sein, aber zumindest die Hintermänner des Islamismus sind nicht alle so dumm, wie die bisherigen Versuche in Deutschland wirkten.

Im kleineren Massstab wurde auch in Deutschland bereits mehrfach bewiesen, dass auch hier islamistische Anschläge praktisch jederzeit und überall stattfinden können (Wohnviertel höchster Politiker mal aussen vor, aber für 99,999 Prozent der Bevölkerung gilt das gleiche wie in Kabul: Niemand ist wirklich sicher).

Über Syrien und den Irak sind sich unsere Oberen ja schon lange einig, Flüchtende aus den Gegenden rund um das Gebiet des 'Islamischen Staates' bekommen zumindest 'subsidiären' Schutz, sie werden nicht ausgewiesen. Wie wäre es aber z.B. mit Filipinos ? Auf den Philippinen haben IS-nahe Gruppen zum zweiten Mal versucht, eine Grossstadt unter ihre Kontrolle zu bringen, und konnten nur durch entschlossenes Eingreifen des Militärs in tagelangen Kämpfen wieder zurückgedrängt werden. Anschläge gibt es auf Mindanao auch regelmässig, seltener auf Luzon und den Visayas, und meistens hört man hier in Deutschland nichts davon. Aber wie sicher sind die Menschen dort ? (Nur als Beispiel, weil ich eben persönliche Verbindungen dahin habe und von daher auch gelegentlich etwas mehr Möglichkeiten zur Beurteilung).

Oder hat der Anschlag von Manchester nicht einmal mehr gezeigt, dass auch Grossbritannien nicht 'sicher' ist ? Von den Anschlägen in Frankreich die letzten Jahre gar nicht zu reden. Aber keine Sorge, Deutschland ist nicht sicherer. Man kann begründete Spekulationen anstellen, warum bei uns noch nicht ganz so viel passiert ist wie in manchen unserer Nachbarländer, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass Deutschland keine Immunität geniesst. Warum auch ? Unsere Politextremisten sind zum grössten Teil keine Islamisten, und Extremismus alleine reicht nicht als Grundlage für dauerhafte und gegenseitige Freundschaften.

Und sind die Leute nach ihrer erfolgreichen 'Flucht' dann bei uns sicher ?

Mann in Oldenburger Innenstadt erstochen

Zitat
Sowohl das Opfer als auch die mutmaßlichen Täter sind laut Polizei syrische Staatsangehörige. Nach ersten Erkenntnissen seien religiöse Konflikte Auslöser für ihren Streit gewesen


Die Kämpfe gehen auf deutschen Strassen und in deutschen Flüchtlingsunterkünften weiter ...

Sorry, die Probleme in anderen Ländern werden nicht besser, wenn man sie nach Europa importiert. Sie vermehren sich dadurch nur weiter.

 
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#12 von Spitze Feder , 05.06.2017 13:13


Mannomann,
war das ein Pfingsten. Zum Glück ist es bald vorbei.

Auch ohne kurzfristige (und inzwischen wieder deutlich abklingende) gesundheitliche Problemchen hätte es mir dieses Wochenende wirklich gereicht: Der Anschlag in London mit 7 Toten und ca. 50 Verletzten, von denen etwa 20 gestern noch in Lebensgefahr schwebten (von daher waren die Täter diesmal in London schon sehr 'effektiv'), über 1.500 Verletzte in Turin, weil man inzwischen mit jeder Spielzeugpistole oder Bäckertüte eine Massenpanik auslösen kann, und dann die Ermordung des kleinen Russenjungen in dem Asylbewerberheim.

Und zu letzterem gibt es weitere unschöne Infos:

Kindermord im Asylheim: Mann war Straftäter mit Fußfessel

Zitat
Der 41 Jahre alte Afghane hatte demzufolge bis Januar 2015 eine Haftstrafe von fast sechs Jahren wegen schwerer Brandstiftung verbüßt.
Seither lebte er als geduldeter Asylbewerber in Arnschwang, wobei ihm der Aufenthalt dort gerichtlich auferlegt wurde und ihm zur Kontrolle eine elektronische Fußfessel angelegt wurde


Da sieht man, wie viel Sicherheit diese Gimmicks bringen (mal ganz abgesehen davon, dass die Leute sie ja auch ablegen können):
- Man sieht ev. ihren Aufenthaltsort.
- Man kann ev. feststellen, wenn sie sich mit anderen 'interessanten' Personen irgendwo treffen bzw. zeitgleich aufhalten.
Das war's dann aber auch.

Individualterror lässt sich so nicht verhindern, ebenso wenig wie 'Amokläufe' mit welchem Hintergrund auch immer. Es kann mir niemand erzählen, dass jemand, der ein kleines Kind niedermetzelt, weil er es bei der Mutter nicht ganz geschafft hat, nicht vorher bereits psychisch auffällig war. Ganz abgesehen davon, dass ein derart Vorbestrafter nicht geduldet, sondern abgeschoben gehört, wäre diese Tat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne diese Vorgeschichte zu verhindern gewesen.

Auch die Teilnahme an grösseren 'Aktionen' lässt sich nicht verhindern, allenfalls die Teilnahme an der Vorbereitung einschränken. Bei einem Anschlag wie zuletzt in London besorgt eben ein anderer Karre und Messer, der 'Fussfessel'-Träger steigt zu, und ab geht die Post. Als besondere Verhöhnung unseres Sicherheitsapparates könnte er das Ding sogar dran lassen, so schnell reagiert bei uns sowieso keiner.

Und wie effektiv werden seine Bewegungen kontrolliert ? Sind ihm Baumärkte verboten ? Sind ihm Discounter verboten ? Geht ja gar nicht. Innerhalb der letzten Monate gab es hier in der Nähe bei einer Kette 'Gartenmacheten', bei einer anderen Beile (1.000g) und Äxte (2.000g). Dazu bekommt man in jedem grösseren Supermarkt 'Chefmesser' u. ä., die auch ein recht beeindruckendes Format haben. (Das alles weiss jemand, der seit Jahren hier lebt, sonst würde ich nicht so offen 'Ratschläge' geben.)

Für einen Anschlag nach Muster 'London Bridge / Borough Market' gibt es in Deutschland zwei kleine Hindernisse: Um einen Lieferwagen zu mieten braucht man einen hier gültigen Führerschein und eine Kreditkarte. Alternativ könnte man sich Kenntnisse besorgen, wie man so eine Karre kurzschliesst. Alles auch für einfachere Geister machbar. Oder (Berlin !) man zwingt den Fahrer, den Wagen zu starten. Mit diesem ersten Opfer hat man ja dann auch gleich die Eintrittskarte ins Paradies gelöst.

All das lässt sich mit Fussfesseln nicht verhindern. Sorry für alle Leichtgläubigen, die nach einfachen Lösungen für diese grossen Probleme suchen.

 
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#13 von Spitze Feder , 07.06.2017 23:43


Nach Berliner Anschlag: Noch immer Verletzte in Kliniken


Das ist ein Thema, das viel zu wenig bearbeitet wird: Die Toten sind zwar unwiderruflich tot, und deren Zahl wird auch am häufigsten genannt. Dabei sind das diejenigen, die es zumindest hinter sich haben.

Was ist mit den Folgen für die Verletzten, was ist mit den Folgen für die Angehörigen (sowohl der Toten als auch der Verletzten, v.a. natürlich der mit bleibenden Schäden) ? Darüber wird nicht nur sehr ungern gesprochen, da zieht sich nicht nur 'unser' Staat gerne aus seiner Verantwortung zurück. Rein rechtlich könnte man die jeweiligen Attentäter zivilrechtlich verklagen, was aus verschiedenen Gründen wohl fast immer erfolglos bleiben wird.

Zitat
Knapp sechs Monate nach dem Berliner Terroranschlag werden noch bis zu zwölf Verletzte in Krankenhäusern, Tageskliniken oder Reha-Einrichtungen behandelt. Das teilte der Opferbeauftragte Kurt Beck auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Zahl ändere sich ständig.

Einige der Betroffenen seien zwar wieder zu Hause gewesen, müssten dann aber erneut stationär betreut werden


Beck ist von der Bundesregierung beauftragt. Immerhin scheinen die Opfer nicht völlig auf den 0815-Sozialstaat angewiesen zu sein:

Zitat
Nach Becks Angaben wurden bislang zwischen 800 000 Euro und einer Million Euro Direkthilfen aus unterschiedlichen Fonds an Betroffene gezahlt


Die Summe relativiert sich aber deutlich, wenn man sie auf relativ viele Köpfe verteilt und berücksichtigt, dass manche ev. ihr Leben lang an dem Anschlag zu leiden haben werden. Ein halbes Jahr Krankenhaus - die nötigen Verletzungen möchte ich mir nicht einmal ausmalen.

Und es wird noch 'besser':

Zitat
Dem Berliner Senat ist dagegen nicht bekannt, ob noch Verletzte in Krankenhäusern liegen. Es gebe keine Rechtsgrundlage, um das zu erfragen, hieß es in der Gesundheitsverwaltung. Zudem müssten der Persönlichkeits- und der Datenschutz beachtet werden. Auch die Senatskanzlei und die Innenverwaltung hatten keine Informationen


Der Berliner Senat weiss aus Datenschutzgründen nichts über die Opfer des Weihnachtsanschlags ?

Das darf doch wohl nicht wahr sein. Und nach dem Motto 'Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss' ist dann wohl von dieser Seite auch keine Hilfe zu erwarten. Und wenn die Hilfe beim Opferbeauftragten der Bunten Regierung konzentriert wird, könnte man ja auch mal den fragen. Nachdem er (oder sein Pressesprecher o.ä.) der Presse Auskunft gibt, würde der Senat vermutlich auch Infos bekommen. Ist doch schön, wie (wenig) sich die Damen und Herren für ihre Bürger und Gäste interessieren.

Gibt es eigentlich schon Versicherungen gegen Terror ? Üblicherweise sind solche Sondereffekte bei Versicherungen ausgeschlossen.

Und nachdem 'Sicherheit' eine der zentralen Aufgaben unseres Staates ist wäre es doch nur logisch, wenn sich der Staat wirklich verantwortlich zeigt, wenn die Sicherheit total versagt. Schon dass der Opferbeauftragte dafür Gelder "aus unterschiedlichen Fonds" zusammensammeln muss dürfte nicht sein. Zumindest bisher sind die nötigen Gelder für Terroropfer in Deutschland Peanuts gegen das, was ständig an anderer Stelle (und häufig mit dürftiger Gesetzesgrundlage) verschwendet wird.

Jeder von uns kann auf solche Art zum Opfer werden, auch wenn die individuelle Wahrscheinlichkeit gering ist. Jeder von uns sollte gelegentlich an diese Menschen erinnern, damit sie nicht vergessen werden, irgendwann ohne eigene Schuld am Rande des Existenzminimums leben oder in irgendeinem Pflegeheim der Kosten wegen ruhiggestellt vor sich hin vegetieren müssen.

Man muss die Toten bedauern dafür, dass sie den Rest ihres Lebens verloren haben. Ihnen können wir nicht mehr helfen. Ihre Angehörigen sowie viele Verletzte mit dauerhaften Beeinträchtigungen und deren Angehörige sollten aber sicher sein können, dass sie ausreichend Hilfe bekommen - auch wenn vielleicht gerade kein spezieller Opferbeauftragter ernannt wird.

Kurt Beck ist nämlich (bisher) nur für den Weihnachtsmarktanschlag zuständig. Einen ständigen Beauftragten gibt es bisher m.W. nicht.

 
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#14 von Spitze Feder , 11.06.2017 00:11

Zitat von Spitze Feder
Für einen Anschlag nach Muster 'London Bridge / Borough Market' gibt es in Deutschland zwei kleine Hindernisse: Um einen Lieferwagen zu mieten braucht man einen hier gültigen Führerschein und eine Kreditkarte.


Hab' ich's nicht gesagt:

Polizei schildert Tathergang: Londoner Attentäter wollten Lkw benutzen

Zitat
Der jüngste Terroranschlag im Herzen Londons sollte anscheinend mit einem massigen Lkw statt mit einem Lieferwagen verübt werden und so noch mehr Menschen töten. Bei der versuchten Online-Anmietung des 7,5-Tonners seien die Attentäter aber an der Zahlungsabwicklung gescheitert


Leider ist das kein echtes Sicherheits-Feature, zum einen gibt es Alternativen zur regulären Miete, zum anderen kann das (Geld bzw. Bonität vorausgesetzt) so schwierig ja nicht sein. Vermutlich gibt es im Terror-1O1 des IS bald eine detaillierte Anleitung für Dummies.

 
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RE: Chef Blog

#15 von Spitze Feder , 20.06.2017 23:01


13 Brandanschläge auf Bahnanlagen an einem Tag – Rainer Wendt nennt landesweite linke Anschlagserie „Terrorismus“


Sollte man ev. Hoffnung haben ? Könnte es sein, dass Antifa & Co. endlich ihre berechtigte Anerkennung als terroristische Vereinigung(en) bekommen ?

Eine kleine Google-Suche zeigt leider, dass in den MSM diese Idee noch nicht wirklich angekommen ist. Wäre ja auch etwas seltsam, wenn nach diversen Brand- und Sprengstoffanschlägen auf alles, was nicht die 'Internationale' als quasi Nationalhymne singt, ausgerechnet ein paar relativ harmlose Brandstiftungen zu einem solchen Umdenken führen würden. Trotz aller Ankündigungen, Vorbereitungen, Drohungen und in den letzten paar Jahrzehnten vollbrachten 'Leistungen' ist Linksterrorismus bei uns weiterhin kein Thema.

Auch andere Ereignisse könnte man so oder so einstufen:

Migranten verursachen tödlichen Unfall mit Straßen-Blockade bei Calais

Zitat
Migranten in Calais verursachten offenbar einen tödlichen Autounfall. Sie legten in der Nacht Baumstämme auf die A16


Zugegeben, das Ziel war nicht das Töten von Menschen, ohne Fahrer kommen die meisten ja nicht weiter, und ein kaputter LKW fällt an der Grenze auf. Mittel und Effekt passen allerdings durchaus. Wie wäre es mit einem anderen Setting:

Beinahe Katastrophe: NÖ: Asylwerber legten Baumstämme auf Bahngleise

Zitat
zwei junge afghanische Asylwerber Baumstämme auf die Gleise gelegt hatten


Hatte ich hier thematisiert. Gerade mal eine Suche nachgeschoben: Bisher scheint das Ganze kein mediales Nachspiel gehabt zu haben. Je nachdem, welcher Zug da mit welcher Geschwindigkeit drauffährt, können die Effekte durchaus beachtlich sein, und die meisten der letzten anerkannten Terroranschläge durchaus übertreffen. Und einen 'Gewinn' wie die Hitchhiker von Calais konnten sich die Afghanen in Österreich wohl nicht erhoffen. Trotzdem anscheinend keine Einstufung als Terror.

Fazit: Es bleibt schwierig. Sowohl bei den Linksextremen, als auch bei den angeblich Geflüchteten.

 
Spitze Feder
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RE: Chef Blog

#16 von Spitze Feder , 02.07.2017 10:55


Aus einem anderen Faden:


Einen organisierten 'liberalen' Islam kann es aber solange in 'schland nicht geben, solange wir den entsprechenden Extremisten in diesem Land Freiräume gewähren. Wer sich als 'liberale/r Muslim/a' outet wird sogar noch heftiger angegangen als die sog. 'Neuen Rechten' (die man früher eher bürgerlich genannt hätte) von Antifa & Co., d.h. diese Menschen begeben sich in akute Lebensgefahr.

Seyran Ates: Gründerin liberaler Moschee in Berlin bekommt 100 Morddrohungen

Zitat
Ates sagte dazu der „Welt am Sonntag“, sie habe bereits rund 100 Morddrohungen bekommen. „Über die sozialen Medien habe ich wegen der Moscheegründung so viele Morddrohungen bekommen, dass das LKA zu der Einschätzung gelangt ist, mich rund um die Uhr schützen zu müssen.“


Man muss sich vorstellen, andere Kreise würden in dieser Weise gegen Menschen vorgehen. Da gibt es nur eine Gruppe in Deutschland, das sind die Linksextremen. Die haben bisher noch mehr Rechte, die dürfen praktisch alles, und ihre Opfer bekommen nicht so 'schnell' Polizeischutz. Bei allen anderen würde durchgegriffen.

Warum bekommen eigentlich die hunderte von MdBs seit Freitag keine Morddrohungen (oder bekommen sie welche) ? Ich meine natürlich die, die die völlig unislamische Vereinigung von Männern mit Männern und Frauen mit Frauen noch einmal mit weiteren Rechten ausgestattet haben. Die genau jenen Menschen weitere Rechte einräumen, die nach Meinung der Kritiker der 'liberalen Moschee' nicht einmal ein Recht zu leben haben.

Die Antwort ist einfach: Bestechung. Wenn einen jemand mit Geld bewirft, wird er natürlich erst dann umgebracht, wenn man den Laden ganz übernehmen möchte. So viel Geld hat Frau Ates nicht, und würde es diesen Leuten wohl auch nicht hinterher werfen wollen.

Aber obwohl wir in einem System leben, dem das Geld eigentlich nie ausgehen kann, sollten sich unsere Oberen vielleicht mal etwas mehr mit diesen Diskrepanzen beschäftigen. Sonst werden sich dieselben Leute, die heute Frau Ates bedrohen, irgendwann auch mit ihnen beschäftigen. Mit Sicherheit.

 
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RE: Chef Blog

#17 von Spitze Feder , 05.07.2017 10:48


Jürgen Küßner
, langjähriger Betreiber des Gelben Forums, ist gestorben.

Mit dem Gelben Forum hat er als 'Elli' über fast zwei Jahrzehnte einen Ort geschaffen, an dem sich nicht nur Wirtschaftsinteressierte auf höchstem Niveau austauschen konnten und in der gemeinsamen Diskussion den Grundlagen unserer heutigen Gesellschaft nachgespürt haben.

Er hat es verstanden, ein sehr weites Spektrum an Meinungen zuzulassen, und trotzdem einen (zumindest weitgehend) sachlichen und fruchtbaren Diskussionsstil der Teilnehmer durchzusetzen.

In der 'Sammlung' des Gelben Forums liegen zweifellos Schätze, die auch in Zukunft noch der Beachtung und Weiterentwicklung wert sind. Ich hoffe, dass sich eine Möglichkeit finden wird, das Forum zu erhalten, auch wenn sein Gründer unersetzlich ist. Aber auch die Community dort drüben ist etwas ganz Besonderes.

Hier ist Ellis Abschiedsbrief: ein letzter Beitrag von Elli...

'Elli' geht es jetzt hoffentlich besser als in seinem irdischen Dasein.

Seinen Angehörigen und Freunden möchte ich mein Beileid ausdrücken.

Die Welt ist wieder einmal ärmer geworden.


P.S. Bei aller Trauer gibt es auch eine gute Nachricht: Das Gelbe Forum wird weiterleben.

Wie es weitergehen könnte war die letzten Monate immer wieder angesprochen worden, ohne dass ein Ansatz spruchreif zu sein schien. Aber Elli ist es gelungen, einen hervorragenden Weg für das Weiterbestehen des Forums klar zu machen. Auch das hat ihm seinen Abschied sicher leichter gemacht.

 
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RE: Chef Blog

#18 von Spitze Feder , 30.07.2017 21:40


Wenn
das Thema nicht so verflixt ernst wäre könnte die intellektuelle Auseinandersetzung mit unserer Lückenpresse direkt Spass machen. Aber wenn man sieht, welche Folgen die geplante Ignoranz in der Bevölkerung hat bzw. ermöglicht, dann ist das nicht mehr lustig. Dabei könnten es die meisten inzwischen in der einen oder anderen Weise wohl sogar fast täglich sehen.

Bei dem Messermann in Hamburg gab es ja schon so einige kleine Ungereimtheiten, die sich dann später aufklärten oder noch aufklären müssen.

Nebenbei ist mir dann heute noch ein Fall von letzter Woche vor die Füsse gefallen:

Bluttat bei Freiburg: Mann tötet Frau und vierjähriges Kind

Für mehr Fakten muss man aber weit ins Regionale gehen:

52-Jähriger ersticht Ex-Freundin und gemeinsamen vierjährigen Sohn in Teningen

Zitat
Der mutmaßliche Täter, ein 52 Jahre alter in Algerien geborener deutscher Staatsbürger
...
Die verstorbene Frau hatte laut Polizei gegen den 52-Jährigen ein gerichtliches Annäherungsverbot erwirkt.
...
Nach Schilderungen von Nachbarn blockierte der 52-Jährige mit seinem Auto das Fahrzeug der Mutter, schlug die Scheiben ein und stach die Frau wie das Kind nieder


Und dann die Sache mit der Diskothek heute morgen, die mehr und mehr müffelt:

"Absolute Kriegswaffe": Täter von Konstanz feuerte aus einer M16

Zitat
schoss mit einem M16-Schnellfeuergewehr aus US-amerikanischer Produktion. Andreas Stenger vom LKA Baden-Württemberg sagte während einer Pressekonferenz in Konstanz: "Das ist eine absolute Kriegswaffe." Es sei das Standard-Kriegsgewehr der US-Streitkräfte

W.E. vermutet, es könne sich um die 'entschärfte' AR15-Variante gehandelt haben. Das LKA sollte aber hoffentlich in der Lage sein, diese Typen auseinanderzuhalten.

Zitat
Am Tatort seien viele Hülsen und mehrere Magazine gefunden worden. Der Täter habe mit dem Gewehr umzugehen gewusst, Magazine gewechselt

Und trotzdem hat es 'nur' insgesamt 2 Tote (incl. Täter) und drei oder vier Verletzte gegeben ? Wie wahrscheinlich ist das denn ?

Was mich aber richtig aufregt ist die den Tag über oft wiederholte Angabe, der Täter sei kein Asylbewerber und schon länger in Deutschland. Ja, sie ist wahr:

Zitat
Der mutmaßliche Täter war 34 Jahre alt und stammte aus dem kurdischen Teil des Irak. Er war 1991 als Kind nach Deutschland gekommen. Der Polizei war er bekannt wegen Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Roth betonte, dass nichts für einen islamistisch-terroristischen Hintergrund der Tat spreche


Es hat bei mir auch etwas gedauert bis mir eine mögliche Interpretation dieses Satzes mit dem 'Asylbewerber' aufgefallen ist: Wer kein Bewerber mehr ist, hat das Verfahren vielleicht auch hinter sich, und könnte sogar anerkannter Asylant sein. Und so ist es dann auch.

Diese Art der Verwendung einer irreführenden Wahrheit ist nach meinem Empfinden übelste Fake-News.

Nur, weil er nicht zu den letzten Wellen der von Frau Dr. Merkel persönlich eingeladenen Zuwanderer gehört, gehört er eben doch zu jenen Zuwanderergruppen, deren mitteleuropäische Sozialisation selbst bei Zuzug im Kindesalter oft nicht gelingt, nicht zuletzt, weil die Integration in die 'deutsche' Gesellschaft von den Eltern oft genug massiv abgelehnt wird.

Und wenn die Tat keinen "islamistisch-terroristischen" Hintergrund hat, dann muss der Täter doch wohl mindestens beste Verbindungen im Milieu der organisierten Kriminalität haben. Ein M16 als Tatwaffe ist in 'schland schon ziemlich exotisch, und sicher für einen Durchschnittskriminellen nicht so einfach zu bekommen.

Und all das wird relativiert, heruntergespielt und es wird so getan, als sei da zwar etwas Schlimmes, aber nichts wirklich Aussergewöhnliches passiert.

In den ÖR-Abendnachrichten gab es schon wieder Wichtigeres. In Wahlkampfzeiten hinterfragt man solche Dinge besser nicht zu lange, wenn man seinen Nachrichtenjob behalten will.

Und wer bei solchen Glanzleistungen Zweifel an Korrektheit und Vollständigkeit der Darstellung in den Nachrichten hat, der ist ja sowieso rechts, wahrscheinlich so ein Spinner wie die Reichsbürger und 'Selbstverwalter'.

Nur keine Sorge wegen des schrägen Decks, hören Sie bitte weiter in Ruhe der Kapelle zu, die so schön spielt ...

 
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RE: Chef Blog

#19 von Spitze Feder , 16.08.2017 00:56


Red-Bull-Chef plant eigene Nachrichtenseite: „Es beleidigt meine Intelligenz, wenn man uns für manipulierbar und blöd verkaufen will“

Zitat
"Keiner redet über die Grüne, die sich mit der Limousine mit dem zusammenklappbaren Fahrrad hinter das Parlament fahren lässt, dort aussteigt und die letzten Meter zum Hohen Haus radelt"


Ja, solche Symptome sind interessant, aber durch das Anprangern der Dümmsten aus dem internationalen politischen Filz wird sich die Lage insgesamt kaum ändern.

Trotzdem ist so ein Projekt natürlich interessant (und nicht ganz ungefährlich für Red Bull, gibt ja genug Alternativen).

Aber zum Thema Manipulierbarkeit und für dumm verkaufen muss ich doch noch etwas Senf dazu geben:

Jeder Mensch ist manipulierbar. Die meisten sehr einfach, weil sie sich dieser Tatsche gar nicht bewusst sind (oder nicht bewusst sein wollen, ihnen kann man doch nichts vormachen). Gerade intelligente Menschen sind aus der Richtung sehr gefährdet. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf wird es deutlich schwieriger, jemanden zu manipulieren, aber auch nicht prinzipiell unmöglich.

Und es ist eben gesellschaftlich deutlich sicherer, sich regelmässig für blöd verkaufen zu lassen, als auch nur gelegentlich Hintergründe nachzufragen. Das geht so weit, dass einem Menschen sagen: 'Wenn ich von ARD und ZDF falsch informiert werde, dann ist das eben so, dann muss ich damit leben'. Menschen, die beruflich hohe und höchste Verantwortung übernehmen. Gesellschaftliche Verantwortung: Null.

Letzte Meldungen mancher MSM scheinen darauf hinzudeuten, dass sich etwas ändern könnte. Aber es ist eben auch Wahlkampfzeit ...

 
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RE: Chef Blog

#20 von Spitze Feder , 04.09.2017 10:48


Nicht weiter wegschauen: „Gebt den Opfern ein Gesicht!“

Zitat
Als ich die Liste der Opfer von Barcelona sah, fiel mir sofort der große Unterschied zu der Liste der Opfer von Berlin auf. Die Opfer von Barcelona haben Namen und Gesicht. Sämtliche deutschen Opfer sind jedoch gesichtslos und nur von einem deutschen Opfer wird der Name genannt


Warum ist das so ?

Zitat
Wer sich der gesellschaftlichen und politischen Verantwortung nicht stellen möchte, muss daher verhindern, in die Augen der Opfer sehen zu müssen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum die deutschen Opfer gesichtslos bleiben. Die deutsche Politik kann und will ihnen nicht in die Augen schauen, weil sie weiß, dass sie nicht ganz unschuldig ist an den Morden


Das hat was. Aber es kann nicht der 'offizielle' Grund sein. Was ist denn der offizielle Grund ?

Vermutlich Datenschutz. Man möchte den armen Hinterbliebenen den Medienrummel ersparen. Vielleicht auch, dass sie den Medien zu viel darüber erzählen, wie sie nach dem Anschlag behandelt wurden - da gab es ja ein paar Highlights zu Weihnachten letztes Jahr, wie strafbewehrte Rechnungen für die Obduktion.

Aber so ganz von der Hand zu weisen ist die Sache mit dem Datenschutz natürlich nicht, obwohl im näheren Umfeld der Opfer sicher sehr viele Menschen Bescheid wissen. Könnte also der 'deutsche' Umgang mit Terroropfern doch 'humaner' sein als der im Ausland praktizierte ?

Dazu muss man sich einfach einmal fragen, wie man denn die Nachteile einer Veröffentlichung von Portrait und Namen abfangen könnte. Privaten Katastrophentourismus zu den Familien von Terroropfern halte ich für abwegig, es bleibt im Wesentlichen die Presse, die Stress macht. Und selbst freundliche Anfragen, ob man denn vielleicht ein Interview geben würde, stressen, wenn sie immer wieder kommen.

Aber dafür gäbe es Lösungen. Im Falle des Weihnachtsanschlages gibt es einen offiziell von der Regierung ernannten Zuständigen für die Opfer und ihre Angehörigen. An dieser Stelle könnte man zentral Informationen hinterlegen, wer absolute Ruhe haben möchte, wer bereit ist, eine begrenzte Zahl an Besuchen zu empfangen, wer sich mglw. zu bestimmten Themen äussern möchte. Vieles davon könnte man fix in einer für die Presse zugänglichen Datenbank ablegen, so dass nicht einmal jede Anfrage von einem Menschen bearbeitet werden müsste. Nur die DB muss gelegentlich aktualisiert werden.

Der Aufwand ist minimal im Verhältnis zu dem Schaden, den allein dieser Anschlag angerichtet hat. Das sollte möglich sein.

Fragt sich natürlich, ob unsere Presse bereit ist, sich an solche Regelungen zu halten. Und ob sich neben den immensen Kosten für alle möglichen Wahnsinnsprojekte unserer Regierenden die paar Euronen auftreiben lassen, um so etwas zu finanzieren. Daran würde es wohl scheitern. Wenn man sich überlegt, dass fast ein Jahr nach dem Weihnachtsanschlag anscheinend immer noch nur eine provisorische Gedenkstätte besteht (und die ist vermutlich nicht gerne gesehen, gerade jetzt im Wahlkrampf). Vielleicht zum Jahrestag ein Täfelchen ? Kurz vor Weihnachten ? Ungünstig. Zum Glück ist die Wahl ja noch im September ...

 
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