RE: Unser täglich Gift gib uns heute ...

#1 von Spitze Feder , 07.08.2017 12:27


Ok
, ok, ganz so schlimm scheint es nicht zu sein, die Grenzwerte sind wohl bei Fipronil recht grosszügig gesetzt.

Von daher ist es auch nicht sehr sinnvoll, sich primär über Gesundheitsgefahren zu beschweren (dafindet sich für diesen Thread dann sicher noch Besseres).

Trotzdem ist der ganze Ablauf wenig vernünftig:

Belgische Behörden: Erster Fipronil-Verdacht im Juni

Zitat
Seit Anfang Juni weiß Belgien über einen Fipronil-Verdachtsfall Bescheid. Die EU wurde erst Wochen später informiert - man habe erst ausreichende Erkenntnisse sammeln müssen
...
Man habe erst Informationen über die Dimension des Problems sammeln müssen


Woher kam der Verdacht ? Und warum gelang es anscheinend nicht, von dem Verdacht auf einen Verursacher zu schliessen ?

Müssen sich Probleme erst auswachsen, damit sie effektiv bearbeitet werden ?

Zitat
"Wir wussten seit Anfang Juni, dass es möglicherweise ein Problem mit Fipronil in der Geflügelzucht gibt", sagte die Sprecherin der belgischen Behörde für Lebensmittelsicherheit
...
Gemeldet hatten die belgischen Behörden erste Fipronil-Fälle nach Angaben der EU-Kommission erst Wochen später am 20. Juli. Am 22. Juli wurde das Gift in den Niederlanden in Eiern von sieben Betrieben nachgewiesen
...
Dass belgische Verbraucher nicht früher informiert worden seien, stehe im Einklang mit europäischen Regeln, da die Höchstwerte von Fipronil in Eiern in Belgien nicht erreicht worden seien


Bei einem Stoff, der grundsätzlich in Lebensmitteln enthalten sein darf (und daher dann wohl auch regelmässig enthalten ist), kann man auf eine Grenzwertüberschreitung warten, bis man handelt. Dabei geht es auch primär nicht um die Öffentlichkeit (von wegen 'Ermittlungsgeheimnis').

Wenn eine Chemikalie überhaupt nicht im Umfeld von Lebensmitteln verwendet werden darf, sollte man nicht so lange warten. Hätte man sich früher um die Herkunft des Giftes gekümmert, dann hätte man weitere Kunden der Giftmischer warnen können. Eine frühzeitige Reinigung der Ställe hätte doch wahrscheinlich eine weitere Aufnahme des Mittels verhindern können, damit wären sowohl viele Millionen Eier als auch Hunderttausende Hühner nicht in einer Weise kontaminiert worden, dass man sie jetzt nach Recht und Gesetz aus dem Verkehr ziehen müsste. Da hätte auch der Grenzwert einen Sinn gehabt, weil es bei der Masse der betroffenen Eier und Hühner keinen Grund gegeben hätte, sie aus dem Verkehr zu ziehen.

Wie man es hat laufen lassen wird der vorsichtige Grenzwert zum Nachteil, denn obwohl bei halbwegs normalen Ernährungsgewohnheiten keine Gefahr bestehen sollte, wird man massenhaft Lebensmittel vernichten müssen.
Kaufen wird sie hierzulande niemand mehr. Und exportieren ? Den Aufschrei möchte ich meinen Ohren ersparen, dass wir wieder mal andern Leuten zu fressen geben, was uns selbst nicht passt.
Vielleicht wäre ein Anteil im Haustierfutter eine Option ...

 
Spitze Feder
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RE: Unser täglich Gift gib uns heute ...

#2 von Spitze Feder , 07.08.2017 14:39


Eine
Verdachtsmeldung von Freitag scheint sich zu bestätigen:

Giftige Eier: Spur führt zu rumänischer Chemiefabrik

Zitat
Patrick R. um den Jahreswechsel in einer Fabrik in Rumänien große Mengen des Tiermedikaments Fiprocid geordert habe, das den gefährlichen Wirkstoff Fipronil enthält
...
Bestellungen im Volumen von mehreren Zehntausend Euro


Wobei das Problem natürlich nicht in Rumänien liegt, denn grundsätzlich ist Fipronil als Tiermedikament zugelassen - allerdings nicht in nahrungsmittelerzeugenden Betrieben.

Belgien: Viel ist faul beim Eierskandal

Zitat
Im Visier der Ermittler steht "Poultry-Vision" im belgischen Weelde. Der Betrieb liefert Reinigungsmittel, die Fipronil enthalten. Der Eigentümer wurde immer wieder verhört. Sein Anwalt Pieter Helsen besteht darauf, es sei klar gewesen, dass man es nur für Gebäude, nicht aber für Ställe benutzen dürfe. Extra gewarnt wurde davor aber nicht. "Es ist für alle professionellen Nutzer dieses Produkts deutlich, was es beinhaltet, und natürlich ist es ihre Verantwortung nachzuschauen, wofür sie das benutzen wollen", sagt Helsen
...
6.000 Liter Fipronil gefunden


Klingt nach ziemlich billiger Ausrede. Sind Ställe nach EU- (oder belgischem) Recht eigentlich keine Gebäude ? Aber es kommt noch besser:

Zitat
Fast zeitgleich verkaufte er ein Reinigungsmittel namens Fyprorein an die niederländische Firma Chickfriend
...
Chickfriend warb damit, Blutläuse des Federviehs mit ätherischen Ölen und mit nur einer Anwendung zu bekämpfen. Der Firmensitz ist ein Privathaus in Barneveld. Der Besitzer wurde schon über eine Woche nicht mehr gesehen. Die Website ist offline.
Chickfriend hatte eine Genehmigung für Gebäude-Reinigungsarbeiten, nicht aber für Läusebekämpfung in Ställen. Doch immerhin 180 Zuchtbetriebe standen deswegen auf der Kundenliste. Alle Betriebe wurden kontrolliert, die meisten gesperrt


Zumindest da sollte jemand gewusst haben, dass er etwas Unerlaubtes tat. Aber man sollte nicht zulassen, dass die beiden Beteiligten sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, denn eine sinnvolle Anwendungsanleitung gehört auch im Profibereich dazu. 'Keine Anwendung im Umfeld landwirtschaftlicher Nutztiere und der Nahrungsmittelverarbeitung' hätte wohl gereicht.

Mal sehen, ob man noch etwas erfährt, wie frühzeitig die Behandlung unserer Frühstückseierproduzenten mit dem Dreck begonnen hat. Angesichts des frühen Kaufdatums auf dem Balkan könnte die Sauerei ja auch schon etwas länger laufen. Und Schadenersatz von dem 'Hühnerfreund' können sich die Betroffenen ja sicher abschminken.

 
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RE: Unser täglich Gift gib uns heute ...

#3 von Spitze Feder , 09.08.2017 20:03


Skandal um Fipronil-Eier: Belgien gibt den Schwarzen Peter weiter

Zitat
Der belgische Agarminister Denis Ducarme hat schwere Vorwürfe gegen die Niederlande in der Fipronil-Krise erhoben. Seinem niederländischen Kollegen habe schon im November 2016 ein Bericht zu Fipronil in Eiern im Land vorgelegen


Und da das Mittel grundsätzlich in Lebensmitteln verboten ist, hätte man unabhängig von Grenzwerten schon vor vielen Monaten nachforschen müssen.

Das Problem an sich ist natürlich noch älter:

Rechnungen, die belegen sollen, dass die belgische Firma Poultry-Vision bereits im Mai vergangenen Jahres bei einem Händler in der rumänischen Hauptstadt Bukarest 3000 Liter des Insektizids Fiprocid (enthält Fipronil) bestellt hat. Danach sollen weitere Lieferungen gefolgt sein

Man findet bei chemischen Analysen i.d.R. nur das, wonach man auch sucht (oder nah verwandte Substanzen). Und man kann vielleicht nicht jeden Tag nach jedem Dreck suchen.

Aber in diesem Fall wurden Konsequenzen nach einem erfolgten Fund unnötigerweise monatelang verschleppt.

Hoffentlich werden wenigsten die 'Verantwortlichen' entsprechend bestraft.

 
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RE: Unser täglich Gift gib uns heute ...

#4 von Spitze Feder , 05.01.2018 17:46


Der
Fipronil-Skandal geht in die nächste Runde: Gerade sind die Preise der Eier bei den Discountern um mindestens 20 Eurocents pro Packung gestiegen. Angeblich, weil man vor vier Monaten so viele kontaminierte Hühner killen musste.

Das Folgende ist aber auch nicht besser, und wie es aussieht derzeit zeitlich unbegrenzt:

Italienische Tomatensoße kommt aus China

Zitat
Italienische Pomodori stammen oftmals nicht mehr aus Italien, sondern aus dem Reich der Mitte - und der Kunde weiß nichts davon


Das kann aber doch nicht sein ? Die EU kontrolliert doch Lebensmitteleinfuhren und schützt die Verbraucher ?

Zitat
ohne entsprechende Kennzeichnung. Denn sobald ein Lebensmittel in Europa verarbeitet wird, entfällt die Pflicht, die Rohware nach der Herkunft zu kennzeichnen




Das betrifft ja nun nicht nur Tomaten, das betrifft im Prinzip jede Konserve, und den grössten Teil des Tiefkühlsortiments auch. Und wie es aussieht entfällt ja nicht nur die Pflicht, die tatsächliche Herkunft anzugeben, man macht einfach mal eine neue Angabe drauf.

Chinatomaten würden wohl eine ganze Menge Leute nicht kaufen wollen, die Chinesen kaufen ja sogar bei uns ihre Babynahrung, weil ihre eigenen Produzenten die dort hergestellte schon gelegentlich wissentlich vergiftet haben.

 
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