RE: Währungen unter dem Einfluss der Politik

#1 von Spitze Feder , 16.01.2017 10:18


Euro, Dollar, Peso, Lira: So sehr lenkt die Politik inzwischen die Währungen


Schöner Aufhänger des MM für ein sehr breites Thema. Fiat-Währungen müssten eigentlich ein Spiegel der Wirtschaftskraft ihrer 'Herausgeber' sein, nicht nur der (Zentral-)Bank, sondern des Landes oder des Wirtschaftsraumes, zu dem die Währung gehört.

Stattdessen sind Währungen schon lange zum Spielball der Politik geworden. Unter dem Vorwand, ihrem eigenen Land Gutes zu tun, manipulieren Politiker ständig an den Währungen ihrer Region (und wenn sie es schaffen, weltweit).

Mittelfristig versagen diese Versuche natürlich, und das Resultat über die letzten ca. 100 Jahre war nur, dass Währungen weltweit massiv an Wert verloren haben. Kurzfristig können die politischen Einflüsse durchaus 'erfolgreich' sein, das Ergebnis ist dann, dass eines der Thermometer für die Fieberkurve der Wirtschaft nicht zuverlässig arbeitet. 'Gutes' darf man daraus eher nicht erwarten.

 
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RE: Währungen unter dem Einfluss der Politik

#2 von Spitze Feder , 03.02.2017 22:30


A
uch das Verhalten von Mario Draghi darf man getrost komplett in den Bereich Politik einordnen, zumindest haben seine Aktionen nichts mit einer nachhaltigen Pflege der ihm anvertrauten: Währung zu tun:

Mario Draghis abwegige Auslegung der Inflation

Zitat
Denn plötzlich müssen aus Sicht von Draghi gleich vier Kriterien erfüllt sein, bevor die Währungshüter Maßnahmen gegen die Teuerung ergreifen: Die Inflationstrends in den einzelnen Ländern der Euro-Zone müssen sich angleichen. Die Teuerung darf nicht nur vorübergehender Natur sein, sondern muss sich nachhaltig manifestieren. Sie muss selbsttragend sein und nicht allein das Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik. Und schließlich muss die Inflation übergreifend in der gesamten Euro-Zone ein bestimmtes Niveau überstiegen haben


Der Artikel ist schon vom 30.01., und dass er so langsam Wellen (eher Wellchen) schlägt ist auch kein gutes Zeichen. Was bedeuten die vier Bedingungen ?

Die Inflationstrends (eigentlich Teuerungstrends) müssen sich angleichen: Bei moderater Inflation eher nicht zu erwarten, da in der Eurozone von der wirtschaftlichen Stärke und dem Einkommen der Menschen in verschiedenen Ländern grosse Unterschiede bestehen. Möglich bei sehr stark anziehender Inflation.

Die Teuerung muss sich nachhaltig manifestieren: Dann ist man historisch belegt auf dem Weg zu noch deutlich stärkerer Teuerung. Fast zu spät.

Die Teuerung darf nicht nur auf der lockeren Geldpolitik beruhen: Also Teuerung auf Teufel komm raus, solange die Wirtschaft nicht anspringt. Japan lässt grüssen (zeigt aber auch, dass die Effekte der 'Druckerei' sehr lange auf sich warten lassen können).

Inflation länderübergreifend in der gesamten Eurozone auf hohem Niveau: Da haben wir eigentlich nur ein abgewandeltes Kriterium 1. Wenn das passiert, ist es nach historischen Erfahrungen zu spät.

Wirklich witzig ist das 3. Kriterium, dass der EZB quasi einen Freibrief zum Drucken gibt, es sei denn, die Wirtschaft sorgt für zusätzliche 'Inflation'. Wann sorgt die Wirtschaft für steigende Preise ? Zum einen, wenn die Wirtschaft richtig brummt. Wahrscheinlichkeit für die nächste Zeit ? Hmm ... Zum anderen, wenn die Produktion mit dem Grundbedarf nicht mithält, es kommt zu Knappheiten, ev. Rationierungen. Aber selbst dann muss es keine steigenden Preise geben, denn solche Szenarien werden meist von Regierungen mit Preiskontrollen beantwortet.
Und wenn die Preise tatsächlich steigen ist es ja immer noch die Frage, woher kommt das ? Seit Jahren kündigen kritische Geister die Nebenwirkungen der Währungsdruckerei an - da wird sich der Pendragon dann mit Freude drauf berufen.

Warten wir also auf ein Wunder - oder die grosse Abrechnung.

 
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RE: Währungen unter dem Einfluss der Politik

#3 von Spitze Feder , 19.08.2017 00:05


Wir alle sind gefangen im Spiegelkabinett des Herrn Draghi

Zitat
Mit ihrer Geldpolitik haben die Zentralbanken dafür gesorgt, dass Risiken am Markt nicht mehr angemessen bepreist werden. Die Zinsen sind künstlich verzerrt. Es herrscht Verwirrung wie in einem Spiegelkabinett - und neue Risiken wachsen heran


Aber zum Glück sorgen unsere Politiker dafür, dass nicht nur Finanzrisiken unser Leben bestimmen. Inzwischen darf man sehr gespannt sein, ob ein Finanz-Crash Auslöser oder Folge anderer Umwälzungen sein wird.

 
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RE: Währungen unter dem Einfluss der Politik

#4 von Spitze Feder , 04.12.2019 09:51


D
ie nächste Stufe:

EZB will statt Geld- zukünftig Klimapolitik machen und damit Macht gewinnen

Zitat
Anfangs hofften Beobachter, die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde würde die expansive Politik ihres Vorgängers Mario Draghi umstoßen ... Aber es sollte schnell anders und schlimmer kommen: Lagarde will die Geldpolitik auf „Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit als zusätzliche Kernaufgaben“ ausrichten ...


Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Aber jeder will doch diversifizieren - auch wenn meistens nach wenigen Jahren alles wieder zurückgedreht wird (werden muss).



Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.

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RE: Währungen unter dem Einfluss der Politik

#5 von Spitze Feder , 05.12.2019 22:46


Deutsche-Bank-Analyst: «Euro ist die Währung, die niemand besitzen will»

Zitat
"Niemand will mehr Euro-Bargeld als Vermögenswert halten, aber jeder will es als Verbindlichkeit"
...
Der Carry-Trade beinhaltet die Aufnahme von Krediten in einer Währung mit niedrigen Renditen und die Verwendung des Geldes für andere mit höheren Zinssätzen oder für andere Vermögenswerte mit höheren Renditen
...
Euro-finanzierte Carry-Trades führten zu Renditen für alle bis auf drei der 23 von Bloomberg erfassten Schwellenmarktwährungen, verglichen mit 10 bei Dollar-finanzierten Trades ...


So übernimmt der Euro eine Rolle, die in den letzten Krisen noch weitaus mehr der US-Dollar oder der Yen hatten. Diese Rolle hilft auch der Exportwirtschaft, nur leider nicht dabei, grundsätzlich konkurrenzfähiger zu werden. Sie wirkt wie eine Subvention. Und die Spekulationen mit den Carry-Trades beinhalten Risiken, die den Akteuren übel auf die Füsse fallen können, wie sich auch in den letzten Finanzkrisen gezeigt hat.

Insgesamt wäre ein starker Euro und eine inhärent konkurrenzfähige Wirtschaft vorteilhafter - Politik und EZB schaffen das Gegenteil.



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RE: Währungen unter dem Einfluss der Politik

#6 von Spitze Feder , 23.12.2019 23:11


E
s ist interessant, was so alles mit dem EUro verbunden ist:

Frankreich und acht westafrikanische Staaten beschließen Reform des Franc CFA

Frankreich hatte über die Verbindung des FF mit den Währungen einiger seiner Ex-Kolonien offensichtlich einigen politischen (und wirtschaftlichen ?) Einfluss in Westafrika:

Zitat
... werde die Währung künftig Eco heißen
...
Weiterhin sehen die Reformen laut Ouattara vor, dass nicht mehr wie bisher 50 Prozent der Währungsreserven bei einer französischen Finanzbehörde hinterlegt werden. Zudem werde sich Frankreich aus den Leitungsinstanzen der Währungsgemeinschaft zurückziehen.

Allerdings werde die Koppelung des Franc CFA an den Euro beibehalten. Damit entspricht ein Euro weiterhin 655,96 Franc CFA ...


Diese afrikanische Währungsunion mit EUro-Anbindung umfasst Benin, Burkina Faso, die Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, den Niger, den Senegal und Togo. In Zentralafrika gibt es ein weiteres solches Konstrukt, auf das sich diese Änderungen nicht beziehen.



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