RE: Philippinen

#1 von Spitze Feder , 28.12.2016 00:17

Weihnachtsbotschaft des philippinischen Präsidenten Duterte, dessen hartes Durchgreifen international Kritik ausgelöst hat:

Merry Christmas message from President Duterte

Sinngemäss: 'An Drogendealer, andere Kriminelle, Korrupte und alle, die den Menschen das Leben schwer machen: Wenn ihr nicht aufhört, werden das eure letzten 'frohen Weihnachten' sein.'

Ob einem das gefällt oder nicht: Das Pendel schlägt eben immer nach beiden Seiten deutlich über die Mitte aus.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#2 von Spitze Feder , 24.03.2017 10:30


D
uterte kehrt weiter mit eisernem Besen, und wo gehobelt wird, da fallen Späne. Von Deutschland aus werde ich mich hüten, Rechtmässigkeit oder Notwendigkeit der Methoden der dortigen Polizei zu beurteilen - allerdings könnten sich hiesige Kritiker irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft vor die Wahl gestellt sehen, selbst ähnlich hart durchgreifen zu müssen, oder einen failed state zu riskieren.

Duterte droht EU-Politikern mit Erhängen

Zitat
„Ihr Verrückten, ihr Hurensöhne! Hört auf damit, Euch bei uns einzumischen!“ Der philippinische Präsident Robert Duterte hat auf die Warnung des EU-Parlaments reagiert, die Todesstrafe nicht wieder einzuführen.


Immerhin droht er nur Politikern, Spitzenpolitiker anderer Staaten drohen in letzter Zeit der gesamten 'westlichen' Welt. Der Aufhänger der EU-Kritik ist auch nicht die geplante Wiedereinführung der Todesstrafe. sondern Vorwürfe politischer Verfolgung:

Der Fall der Senatorin Leila M. de Lima

Auch das kann ich letztlich von hier aus kaum beurteilen, aber selbst die EU scheint sich nicht so ganz sicher zu sein, dass es gar keinen Grund für die Anklage gibt:

Zitat
in der Erwägung, dass ernsthafte Befürchtungen bestehen, dass die Vorwürfe ... fast vollständig erfunden sind


Das ist Politsprech at it's best. Und das kann ein Macher wie Duterte auf den Tod nicht ausstehen.

Haben die in Brüssel wirklich keine naheliegenderen Probleme ?

Etwas finde ich auch auf jeden Fall kritikwürdig, dafür brauchte man aber nicht diesen Riesen-Sermon: Eine Herabsetzung der Strafmündigkeit auf neun Jahre halte ich auch auf den Philippinen für unangemessen. Das kommt aber nur ganz am Rande zur Sprache - soviel zum Schutz der Schwächsten durch EU-POlitiker.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#3 von Spitze Feder , 24.05.2017 08:51


Gestern
schon irgendwo gelesen, Duterte habe 'in der Provinz Mindanao' das Kriegsrecht ausgerufen, um seinen Anti-Drogenkrieg zu forcieren.

Zum einen ist Mindanao keine Provinz, zum zweiten ist anscheinend nicht ganz Mindanao betroffen, zum dritten ist der Hintergrund ein anderer:

Philippinen: Kriegsrecht im Süden von Mindanao

Zitat
Der philippinische Präsident Duterte hat über den Süden der Insel Mindanao das Kriegsrecht verhängt.



Nach Angriff auf Stadt: Philippinen verhängen Kriegsrecht über Region Mindanao

Zitat
Bei den Kämpfen waren nach Angaben von Militärchef Eduardo Ano in der Stadt Marawi – rund 800 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila – mindestens acht Soldaten verletzt worden
...
Bewaffnete Islamisten hatten nach Angaben der Polizei und von Anwohnern eine Schule, ein Gefängnis und mehrere andere Gebäude in Brand gesteckt und ein staatliches Spital eingenommen. Auf Fotos im Internet waren Bewaffnete zu sehen, die mit schwarzen Fahnen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) durch die Strassen zogen.

In der ganzen Stadt mit 200'000 Einwohnern sei der Strom ausgefallen, und überall seien Scharfschützen der Angreifer, sagte der Minister


Nicht direkt mit Manchester zu vergleichen, denn der Angriff gilt nicht primär der Bevölkerung.

Andererseits: Wie würde Europa (GB, F) reagieren, wenn Islamisten versuchen würden, eine Grossstadt militärisch einzunehmen ? Das ist auch nicht der erste Versuch dieser Art in den letzten Jahren.

Die Reaktion der philippinischen Regierung ist wohl durchaus angemessen.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#4 von Spitze Feder , 29.05.2017 12:34


Armee kontrolliert inzwischen die meisten Gebiete von Marawi

Zitat
Bei den Gefechten sollen rund 100 Menschen getötet worden sein. Die meisten der 200.000 Einwohner haben die Stadt auf der Insel Mindanao verlassen


Es war zweifellos richtig, entschlossen einzugreifen, bevor sich die 'Rebellen' die günstigsten Stellungen suchen und weitere Abwehrmassnahmen treffen können. 2013 in Zamboanga City gab es einen ähnlichen Angriff.

CNN berichtet ausführlich:

ISIS in Southeast Asia: Philippines battles growing threat

Zitat
Clashes between government forces and militants had claimed the lives of 19 civilians, 11 military and four policemen, as of Sunday afternoon, according to a spokesperson for the Armed Forces of the Philippines (AFP). The AFP confirmed 61 militants had also been killed


Durch das entschlossene Eingreifen waren die Verluste der Islamisten deutlich höher als die von Polizei, Militär und Bevölkerung. Und trotz der sofortigen Gegenmassnahmen, der IS begann sofort mit dem Aufbau seiner 'Ordnung':

Zitat
In a separate incident, eight other people ... were found dead in a ravine. Witnesses said the victims were asked to recite Muslim prayers, according to CNN Philippines. Those who failed were taken by the armed men

Wer keine islamischen Gebete aufsagen kann muss mit Exekution rechnen.

Zitat
operation targeting Isnilon Hapilon, a Filipino militant leader, who was last year designated ISIS emir for Southeast Asia.


Der Islamist, dessen versuchte Festnahme zu der Kleinrevolution führte, war der vom IS designierte Emir für Südostasien. In den USA gibt es für ihn bis zu 5 Mio. US$ Kopfgeld.

Dieser 'Emir' sandte einen Hilferuf an eine lokale Islamistengruppe, die dem IS Gefolgschaft geschworen hat und die daraufhin hunderte Kämpfer aussandte, um die Stadt Marawi zu besetzen.

Interessant diese Meinung auf CNN:

Zitat
"What's happening in Mindanao is no longer a rebellion of Filipino citizens. It has transmogrified into invasion by foreign terrorists," said Philippines Solicitor General Jose Calida


Es sind durchaus nicht nur Filipinos, sondern die Terroristen haben internationalen Zulauf. Ob sich das bis in den Mittleren Osten erstreckt (und damit ev. auch bis hin zu 'europäischen' Islamisten) ? Mindestens die ostasiatisch-ozeanischen Gruppen sind eng vernetzt, was bei der Vielzahl an Inseln und Wasserwegen nicht verwundert:

Zitat
In April this year, a Philippines military strike on suspected ISIS-affiliated Maute militants in the Lanao del Sur province of Mindanao, killed 37, including three Indonesians and one Malaysian who were believed to be members of Jemaah Islamiyah


Und da kann man wohl nur sagen: 'Wehret den Anfängen'. Die sind schon viel zu gut organisiert.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#5 von Spitze Feder , 01.06.2017 23:21


Bewaffneter greift Hotelkomplex in Manila an

Zitat
In der Nähe des Flughafens von Manila hat es offenbar einen Anschlag gegeben. Der IS reklamiert die Tat offenbar für sich


Philippinen: Schüsse in Hotelkomplex in Manila

Zitat
Augenzeugen berichteten, es seien mehrere Angreifer in dem Gebäude des Resorts "World Manila" und es gebe Verletzte
...
Der lokale Polizeichef Ronald dela Rosa sagte laut Reuters, es gebe bisher keine Hinweise darauf, dass es sich um einen Akt des Terrors handle. Man gehe von einem Einzeltäter aus, der mit einem Schnellfeuergewehr bewaffnet gewesen und nun auf der Flucht sei


Bewaffnete eröffnen Feuer in Hotelkomplex in Manila

Möglicherweise wird am Ende das Interessanteste an dem Vorfall sein, wie schnell sowohl der IS als auch unsere Medien reagiert haben. Wobei so ein gewisser 'Terror'-Aspekt doch nicht ganz von der Hand zu weisen ist, auch wenn es wohl nicht primär um das Töten von Menschen ging.


P.S. Angriff in Manila war Raubüberfall - "Täter erschießt sich"

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#6 von Spitze Feder , 02.06.2017 07:29


Attacke auf den Philippinen: Mindestens 36 Tote bei Casino-Überfall in Manila


Dabei soll keiner der Menschen direkt vom Täter mit seinem Sturmgewehr umgebracht worden sein, sie sind durch den Rauch eines Feuers erstickt, das der Täter gelegt hat.

Und auch wenn der Hintergrund weiterhin im rein persönlichen Bereich des Täters liegen soll, der Vorfall ist doch eine Blaupause für Anschläge. Bomben, Gewehrkugeln oder Feuer ist den Islamisten doch auch egal ...

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#7 von Spitze Feder , 04.06.2017 07:58


Die
Schlacht um Marawi ist leider immer noch nicht beendet:

Philippinen: Erbitterter Kampf um Marawi –“Der IS ist ein sehr großes Problem“

Army declares 'humanitarian' ceasefire in Marawi

Die gute Nachricht: Die Extremisten sollen wesentlich schwerere Verluste erlitten haben als die Ordnungskräfte, und entgegen der markigen Sprüche von Präsident Duterte geht das Militär nicht ohne Rücksicht auf zivile Verluste gegen die Angreifer vor. Die schlechte(n) Nachrich(en): Bis zu 250 beaffnete Islamisten sollen sich inzwischen in der Stadt verschanzt haben, unter ihnen Zuzüge aus Saudi Arabien, Pakistan, Tschetschenien und Marokko. Und angesichts der Lage ist der 'humanitäre Waffenstillstand' auf wenige Stunden begrenzt.

Schwarzes Banner über Marawi: Warum der IS auf den Philippinen angreift

Zitat
Die Gruppen mögen mit ihren Geiselnahmen und Überfällen ein banditenhaftes Dasein gepflegt haben. "Aber nun sind sie Ideologen. Der IS hat sie überzeugt, dass die Antwort auf die Probleme Mindanaos das islamische Gesetz ist."
...
Die Denkfabrik Carnegie Council geht in einem Bericht davon aus, dass sich mehr als 1000 Personen aus Südostasien dem Kampf des IS im Nahen Osten angeschlossen haben und angesichts der Defensivposition der Miliz dort nun verstärkt die Rückreise antreten. Dementsprechend müsse davon ausgegangen werden, dass die Zahl kampferprobter Islamisten auf den Philippinen in Zukunft steige


Ist ja auch praktisch: Man macht dasselbe wie bisher, nur kommt man um so sicherer ins Paradies.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#8 von Spitze Feder , 07.06.2017 16:40


Und
es geht weiter an diesem wenig beachteten IS-Kriegsschauplatz, von dem immerhin etwa 200.000 Menschen geflohen sind. Die Feuerpause hat leider nur wenigen der noch eingeschlossenen oder festgehaltenen Zivilisten die Flucht ermöglicht. Und die Schlacht um Marawi ist anscheinend kein Ereignis, dass sich zufällig aus der versuchten Festnahme eines IS-Führers ergeben hat, sondern war länger geplant und gut vorbereitet. Es sieht so aus, als seien die philippinischen Kräfte dem Angriff der international unterstützten Terroristen knapp zuvorgekommen:

Marawi siege: Philippine militants 'stockpiled food and weapons'

Zitat
Islamist militants who have overrun parts of the Philippine city of Marawi have prepared for a long siege, officials said.

Security forces have been trying to flush out the gunmen since they attacked the city two weeks ago.

The militants are hiding in tunnels and basements with stockpiles of food and weapons
...
The militants were also apparently well-prepared for a possible siege, and had placed supplies in mosques and religious schools - which are off-limits for air strikes - days before seizing the City
...
these buildings contained at least a month's worth of food, as well as weapons such as machine guns.

The gunman had also collected ammunition and provisions from the city after ransacking Marawi's jail and armouries


Nahrungsmittel und Waffen für mindestens einen Monat, versteckt in Moscheen und Religionsschulen, dazu zusätzliche Beute aus dem geplünderten Gefängnis und von Einrichtungen der Sicherheitskräfte.

Auch finanziell waren oder sind diese Gruppen gut ausgestattet (worden):

Armee findet bei Kämpfen in Marawi viel Geld

Zitat
In dem eingenommenen Gebäude in Marawi seien mehr als 52 Millionen Pesos (etwa eine Million Franken) gefunden worden


Und der Kampf wird vom IS kompromisslos geführt, sowohl was die Ermordung der örtlichen Christen betrifft, als auch das Schicksal der eigenen Leute:

Philippines conflict: Starving residents tell of terror in Marawi

Zitat
The Christians, in particular, had lived in terror of what the fanatical Islamists would do if they had found them; non-Muslims have routinely been murdered
...
meeting one 28-year-old fighter who was a family friend, and asking him to put down his gun and his black uniform, offering to arrange safe passage with the government side.

The man had refused. This is jihad - we want to die, he told him


So sieht es aus, wenn IS-Anhänger sich in christlichen Kirchen austoben:

ISIS destroys a Catholic church in the Philippines

Duterte zieht alle Register, auch wenn manches gegen die Islamisten wohl wenig Wirkung zeigen wird:

Duterte offers bounties for militant chiefs in Marawi

Allerdings muss man auch erwähnen, dass gerade auf den Philippinen die Muslime nicht nur keine einheitliche Front gegen 'Ungläubige' bilden, sondern sogar bewaffnete Oppositionsgruppen sich jetzt offen gegen die Einmischung des IS stellen. Das Zögern Dutertes, das Angebot sofort anzunehmen, ist sicher verständlich, aber er hat es auch nicht endgültig ausgeschlagen:

Duterte on Misuari offer of fighters for Marawi: Not now

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#9 von Spitze Feder , 15.06.2017 13:20


Bisher
gibt es leider keine Meldungen, dass die Einwohner Marawis in grösserer Zahl zurückgekehrt wären. Die Erfahrungen, die ein Teil der Einwohner mit den IS-Anhängern machen musste, sprechen natürlich gegen eine Rückkehr vor der völligen Vertreibung der Terroristen.

Rätselhaft ist mir, was die mit einer weitgehend leeren Stadt anfangen woll(t)en, denn der Terror gegen die Bevölkerung hat ja anscheinend umgehend nach Beginn der Kämpfe eingesetzt.

US-amerikanische Einheiten sollen nahe Marawi stationiert sein und die AFP (Armed Forces of the Philippines) unterstützen, allerdings ohne direkten Kampfeinsatz:

Philippinische Armee erläutert Einzelheiten von US-Präsenz in Marawi

Und während der IS Erfolge der eigenen Seite propagiert, melden die AFP die langsame, aber stetige Vertreibung der Besetzer:

Philippinische Militärs: IS-Kämpfer kontrollieren 20 Prozent des Territoriums von Marawi

Zitat
"Aus den insgesamt 96 Bezirken kontrollieren die Terroristen Teile von Marinaut, Lulut, Mapandi und Bongolo, was lediglich 20 Prozent der ganzen Stadt ausmacht. Diese Zahl wird von Tag zu Tag kleiner", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Generalleutnant Carlito Galvez.


Einige hundert Zivilisten sollen immer noch eingeschlossen sein, manche werden vom IS als menschliche Schutzschilde benutzt:

Braving sniper fire, civilians dash for freedom in Philippines town

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#10 von Spitze Feder , 19.06.2017 00:17


Spinner
gibt es auch auf den Philippinen, und damit meine ich nicht nur Terroristen:

Duterte ready to pull out troops from Marawi if ordered by SC but...

Zitat
“If they do not like it, if they (Supreme Court) say there is no factual basis, then I’m ready to order the military to withdraw"


Anscheinend versuchen einige, das Kriegsrecht in Mindanao über den philippinischen Supreme Court zu Fall zu bringen. Dabei kann man natürlich fragen, ist es notwendig, die ganze Insel (das sind etliche Provinzen) unter Kriegsrecht zu stellen ?
Was Marawi und Umgebung angeht sollte aber klar sein, dass ein reiner Polizeieinsatz wohl keinen Sinn hat, wo sich selbst das Militär wochenlang bemühen muss, um die Besetzer aus ihren Löchern zu holen.

IS-Terror auf den Philippinen: Eskalation im umkämpften Marawi

Zitat
Die Armee hat garantiert, Zivilisten kämen nicht zu Schaden – sie hat ihr Versprechen nicht halten können: In die Enge getriebene Terroristen nehmen Bürger von Marawi als Geiseln, immer wieder finden die philippinischen Truppen Menschen mit durchschnittener Kehle.

Die Opferzahlen sind unklar: Das Militär spricht von 300 Toten, darunter 60 Soldaten und 28 Zivilisten; Augenzeugen berichten von 500 bis 1.000 Toten in der umkämpften Stadt. Und das Sterben geht weiter


Da kann man nichts garantieren, wenn der Gegner absolut rücksichtslos gegen jeden einschliesslich seiner eigenen Leute vorgeht.

The Philippines claims control of 90 percent of Marawi

Zu den wenigen guten Nachrichten aus Marawi gehört, dass der IS in der dort mehrheitlich muslimischen Bevölkerung nur wenig Unterstützung findet. Gerade auf den Philippinen gibt es eine lange Tradition, dass sich Muslime auch für Christen einsetzen - und das gefällt den IS-Schergen sicher ganz und gar nicht:

Muslims lend Christians hijabs to help them escape Isis in disguise

Muslime versorgen Christen mit Verkleidung (speziell Verschleierung) für die Flucht. Da hätte sicher so mancher einen Orden verdient. Leider könnte man einen solchen Orden bisher hier wie dort kaum öffentlich tragen, dafür sind überall auf der Welt zu viele radikale Spinner unterwegs. Aber auch da darf man die Hoffnung auf Besserung nicht aufgeben.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#11 von Spitze Feder , 21.06.2017 07:35


Rebellen stürmen Dörfer und Schulen in Philippinen

Zitat
Vermutlich muslimische Rebellen haben im Süden der Philippinen mehrere Dörfer gestürmt ... rund 200 bewaffneten Angreifer


Philippinen: Islamisten nehmen Schüler als Geisel

Zitat
Nach Polizeiangaben halten etwa 300 islamistische Kämpfer das Gebäude auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen besetzt


Das 'Personal' dafür gibt es auch anderswo. Die Waffen sicher auch. Auf den Philippinen ist allerdings die Landschaft noch etwas günstiger zum Verstecken zwischen den Anschlägen.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#12 von Spitze Feder , 22.06.2017 22:17


Kann
man Schützenpanzer mit Pappe oder Brettern besser schützen ?

Marawi tanks with graffiti are talk of the town

Zitat
the Philippine military started wrapping its armored personnel carriers (APCs) with wooden planks, apparently as additional protection from the anti-tank weapons that homegrown terrorists have plenty of


Gegen wirklich gute Panzerabwehrwaffen hilft das vielleicht nicht, gegen zweitklassiges oder sogar quasi selbstgebasteltes Material vielleicht schon: Explodiert die Ladung auch nur etwas zu früh, hält die Panzerung mit weit höherer Wahrscheinlichkeit stand.

Maute's Rocket PG bounces off tank. AFP uses ordinary cardboard to protect tank

Insgesamt ist die Lage leider weniger amüsant:

Indonesiens Verteidigungsminister: Auf den Philippinen halten sich rund 1.200 IS-Kämpfer auf

Südphilippinen: Muslimische Rebellen fliehen aus Marawi

Zitat
fliehen nach Angaben der Armee immer mehr islamistische Rebellen aus dem belagerten Gebiet


Leider scheint die Stadt aber immer noch insgesamt unsicher zu sein:

Sniper bullet hits ABS-CBN van in Marawi

Zitat
A suspected sniper bullet hit a van rented by ABS-CBN News while parked near the provincial capitol in Marawi City Thursday, a few kilometers away from the center of fighting between state troops and terror Groups


Wer auch immer diesen schlecht gezielten Schuss abgefeuert hat, hätte eigentlich dort nicht rumballern (können) sollen.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#13 von Spitze Feder , 28.06.2017 08:06


Ja,
AlJazeera kann ganz schön tendenziös sein:

Can the Philippine army recapture Marawi?

Das ist nun weniger die Frage, die Frage ist nur, wie viel von der Stadt dabei übrigbleibt, und da muss sich die Armee auf eigenem Territorium eben etwas zurückhalten (obwohl die Zerstörungen durch die wochenlangen Kämpfe inzwischen beträchtlich sind).

Marawi hat inzwischen allenfalls noch die Einwohnerschaft einer Kleinstadt, in Deutschland würde man es eher als Dorf bezeichnen. Das ist keine Basis für einen dauerhaften Widerstand, und die Basis schrumpft weiter:

Islamisten köpften Geiseln in philippinischer Stadt Marawi

Hostages in Philippine town forced to fight, loot, become sex slaves: army

Dieses Verhalten, dass man im Nahen Osten genau so beobachten konnte, sorgt ja auch nicht unbedingt für Zustimmung in der Bevölkerung. So mancher möchte sogar in Zukunft nicht mehr zurück nach Marawi:

Fleeing ISIS in the Philippines: 'I will never go back to Marawi'

Eine andere Frage als 'Kann das Militär den IS aus Marawi vertreiben' ist, ob die Philippinen den IS in absehbarer Zeit von Mindanao und Sulu vertreiben können: Da ist die Antwort eher nein. Wie bei uns findet man in einer grösseren muslimischen Bevölkerung leider fast immer erhebliche Zahlen an Extremisten, die aus verschiedenen Gründen ihren vermeintlich leichten Weg in das islamische Paradies suchen. Dieses Problem lässt sich unter Beachtung gewisser Menschenrechte nicht militärisch lösen.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#14 von Spitze Feder , 28.06.2017 16:08


Die
'Schlacht um Marawi' soll wohl etwas mehr ins deutsche Bewusstsein rücken.

Heute in der Top-Drei-Auswahlbox bei gmx/web.de:

Philippinen: Terrormiliz "Islamischer Staat" auf neuem Schlachtfeld?

Zitat
In der südphilippinischen Stadt Marawi toben heftige Kämpfe zwischen Verbündeten der Terrormiliz "Islamischer Staat" und Regierungstruppen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt ein Philippinen-Experte, ob das Archipel zum neuen Stützpunkt der islamistischen Terroristen zu werden droht
...
"Anfangs hieß es, dass die Anbiederung an den IS dazu da sei, um Lösegelder in die Höhe zu treiben", schildert der Politikwissenschaftler. "Wir hören seit zwei Jahren aus der Region aber, dass Jugendliche ideologisch rekrutiert werden."
...
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts sei der Konflikt ausgebrochen, als christliche Siedler kamen, erklärt er. "Die Muslime wollen ihre Unabhängigkeit oder zumindest eine Teilautonomie. Es handelt sich also eher um einen Konflikt um Land als um einen Religionskonflikt."
...
Die Bangsamoro-Region, in der die Muslime leben, gehört zu den ärmsten der Philippinen, erklärt er. "Die Menschen dort sind weitgehend abgeschnitten von staatlichen Leistungen. Speziell in dieser Region hat der Staat nie Fuß fassen können."


Bisher ist wie schon weiter oben beschrieben ein grosser Teil der Muslime (selbst der bewaffneten Rebellen) nicht IS-konform. So weit ist das richtig.

Was die Autonomie angeht und die staatlichen Leistungen sollte sich der Experte vielleicht doch etwas informieren:

Die mehrheitlich muslimisch bevölkerten Provinzen 'geniessen' bereits seit einiger Zeit weitgehende Autonomie: Autonome Region Muslimisches Mindanao (ARMM, wesentlich ausführlichere Informationen auf Englisch). Auch Marawi gehört zur ARMM.

Diese Provinzen sind richtig arm, obwohl sie durchaus kräftig durch die Zentralregierung unterstützt werden:

Zitat
Ungeachtet seiner autonomen Natur erhält die ARMM schätzungsweise 98 % seiner operativen Steuereinkommen von der Nationalregierung der Philippinen


Nach Informationen vor Ort vor etwa zehn Jahren sah es damals leider so aus, dass viele Verwalter des hereinkommenden 'Länderfinanzausgleichs' diese Mittel als ihre persönliche Portokasse betrachteten, so dass die Finanzierung von öffentlichen Aufgaben und gesellschaftlicher Entwicklung nachrangig behandelt wurden (um es vorsichtig auszudrücken). Ähnliche Phänomene sind ja aus internationaler Entwicklungshilfe bekannt.

Dass die Zentralregierung sich dort kaum direkt einmischt wurde von der dortigen Bevölkerung in mehreren Abstimmungen so entschieden. Verbessert hat sich die Lage dadurch allerdings seitdem nicht.

Deutlich anders war die Entwicklung in der Zeit, in der ich regelmässig auf Mindanao war, auf der Zamboanga-Halbinsel 'nebenan', wo die Menschen den Anschluss an die ARMM abgelehnt hatten. Und das hat sich m.W. seitdem fortgesetzt.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#15 von Spitze Feder , 05.07.2017 23:54


Oberster Gerichtshof auf den Philippinen billigt Anwendung des Kriegsrechts


Nachdem die Armee sich seit deutlich über einem Monat bemüht, Marawi wieder komplett zu befreien, und die Kämpfe immer noch nicht beendet sind, konnte wohl kein vernünftiger Mensch die Notwendigkeit des Truppeneinsatzes bezweifeln. Fraglich ist allenfalls, ob ganz Mindanao unter Kriegsrecht gestellt werden musste, aber da stand sicher auch die Sorge dahinter, dass sich die Angriffe ausweiten könnten.

Der Schatten des IS liegt über den Süd-Philippinen

'Suicide Squad' brave bullets to rescue civilians in Marawi, Philippines

Die Kämpfe gehen weiter, ebenso wichtig wie die Kampfhandlungen selbst ist aber die Bekämpfung der Hinter-'Männer':

Philippine troops arrest Marawi militants' 'main financier'

Zitat
Security forces raided a village not far from Marawi and detained three suspects
...
One of those detained was an important supporter of the Maute group who Gapay identified as Monaliza Romato, alias Monay.

The woman is a niece of the matriarch of the Maute clan
...
"Monay has replaced her aunt as the main financier and logistic supporter of the militant group," Gapay said in a statement.

"The arrest will adversely affect the logistics support network of the group," he said.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#16 von Spitze Feder , 09.07.2017 12:12


AFP: 80 terrorists still occupying high-rise buildings in Marawi


Die Terroristen sind also immer noch nicht ganz besiegt. Marawi sieht deutlich schlimmer aus als Hamburg, und Teile der Stadt müssen auch noch von Sprengfallen gesäubert werden. Wie sieht das die Bevölkerung, schadet es Duterte ?

Duterte Support Surges to Record High in Wake of Marawi Crisis

In seinem Kampf gegen Drogenkriminalität geht er so hart vor, dass es international extreme Kritik gegeben hat. In Marawi würde ein härteres Vorgehen v.a. noch mehr Schäden an der Substanz der Stadt verursachen. Aber die bisherigen Luftschläge, die zweifellos grosse Zerstörungen verursacht haben, sind den meisten Menschen lieber als grössere Verluste bei Armee und Polizei.

Und dann hat Duterte natürlich einen grossen Vorteil bei diesen Problemen: Er hat sie nicht gezüchtet, ganz im Gegenteil, er hat schon von früher einen Ruf, hart gegen Kriminelle vorgegangen zu sein (angeblich teilweise auch ausserhalb der Gesetze).

Dazu kommt die Wirtschaft, die sich z.Z. kräftig entwickelt:

Zitat
Growth in 2017 is forecast at 6.5 percent, one of the fastest rates among emerging markets and consumer confidence is at a record high


Und dieses bisherige Wachstum dürfte in geringerem Masse als bei uns auf kreditgetriebenen Preisblasen beruhen, auf den Philippinen gibt es noch genug real aufzubauen.

Dazu kommt ein milliardenschweres Infrastrukturprogramm in Gang. Das könnte z.T. Kredite erfordern, aber auch bei der Staatsverschuldung stehen die Philippinen recht gut da, die letzten Jahre ist sie im Verhältnis zum BIP sogar kräftig gesunken.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#17 von Spitze Feder , 23.07.2017 16:01


Philippinisches Parlament verlängert Kriegsrecht

Zitat
Das Parlament billigte die Verlängerung des Kriegsrechts in der Region Mindanao bis zum 31. Dezember


Das ist ziemlich heftig, aber die Art, wie sich die Kämpfe um Marawi in die Länge ziehen, spricht dafür, dass die Terroristen des IS da doch erhebliche Unterstützung gefunden haben.

Und die Philippinen sind ein relativ armes Land, das seine Ressourcen nicht dauerhaft auf so einen Mist konzentrieren kann, wenn sich das Land positiv entwickeln soll:

Zitat
Bei den Kämpfen gab es seither schon annähernd 600 Tote. Mehr als eine halbe Million Menschen aus Marawi und Umgebung sind auf der Flucht. Das Militär warnte vor einer Ausweitung des Konflikts auf weitere Teile Mindanaos


Eine halbe Million Menschen sind zwar nur wenige Prozent der dortigen Bevölkerung, als 'interne' Flüchtlinge aber doch eine extreme Belastung. Und im Gegensatz zu mancher anderen Regierung kümmern sich die Philippinen um ihre Leute - nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit.

Interessiert bei uns kaum jemanden, ist weit weg, und es gibt ja genug friedliche Landesteile, so what ?

Aber wer Duterte wegen des Kriegsrechts kritisiert, der sollte erst einmal ähnliches Engagement und das Bemühen um Lösungen in anderen Ländern einfordern.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#18 von Spitze Feder , 30.07.2017 22:45


Marawi
ist immer noch ein Thema:

Marawi: Islamic State fight in Philippines a threat to Australia and region, George Brandis says

Die Stadt ist das derzeitige Symbol für die Macht des IS in Asien, auch wenn sie Stück für Stück zurückerobert wird:

Marawi fighting down to two barangays- Military

Nachdem man Duterte dafür kaum angreifen kann, braucht man andere Schlagzeilen:

Philippines' Duterte warns miners: 'I will tax you to death'

Bergbauunternehmen zu Tode besteuern, was soll das denn ?

Zitat
he wanted to stop exporting mineral resources and might close the mining sector completely and tax miners "to death" if damage to the environment persisted
...
Duterte also said he wanted all mineral resources extracted from the country to be processed domestically before being exported


Es geht also einerseits um Umweltschäden, für die die Bergbauunternehmen in die Pflicht genommen werden sollen, andererseits darum, etwas mehr von der Wertschöpfungskette ins eigene Land zu holen und nicht einfach nur Erze zu exportieren - was auch für die Wirtschaft des Landes bisher relativ wenig bringt:

Zitat
The Philippines is the world's biggest supplier of nickel ore and also among the top producers of copper and gold. However, the sector contributes less than 1 percent to the country's economy


Beide Anliegen sind durchaus vernünftig, auch wenn die markigen Sprüche es erstmal nicht unbedingt vermuten lassen.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#19 von Spitze Feder , 09.08.2017 00:53


Battle to Recapture Marawi, Philippines, From ISIS Is Warning for Asia

Zitat
No one saw it coming. Not the beheadings, nor the airstrikes, nor the 700 dead, nor the ruins of a lakeside city.

Three months ago, no one believed that a few dozen local Islamists pledging allegiance to ISIS would lead to the capture of a city in predominantly Roman Catholic Philippines. Once with a population of some 250,000, Marawi is now a ghost town. Those who remain live in evacuation centers and scattered tents.


Sie werden immer weiter in die Ecke gedrängt, aber es ist immer noch nicht vorbei. Obwohl die Niederlage absehbar ist, schlachtet der IS den Kampf propagandistisch aus.

Und in Marawi kämpfen nicht nur Möchtegern-Dschihadisten, die wild in der Gegend herumballern (die Kämpfer dieser Kategorie hat es wahrscheinlich schon längst erwischt):

Zitat
"The [ISIS] snipers are very good — they do head shots all the time."
...
A former militant who spoke to NBC News ... claimed to know more than 100 of the fighters from Marawi. He said they have been trained for two years in the urban warfare tactics of the Middle East and at least 12 of them having had direct bomb-making instruction in Saudi Arabia


Fähige Scharfschützen, jahrelanges Training, Ausbildung im Bombenbau - und es ist völlig unklar, wohin auf der Welt der IS weitere Gruppen gesandt hat, um zu gegebener Zeit zuzuschlagen.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


RE: Philippinen

#20 von Spitze Feder , 14.08.2017 23:50


Kämpfe auf den Philippinen: Die Helden von Marawi


Marawi: 40 bis 50 Geiseln in der Gewalt des IS

Zitat
verfügten die Kämpfer über genügend Waffen und Munition, um weiterhin großen Schaden anzurichten, so Padilla. Die Gefangenen würden dazu gezwungen, Kugeln zu sammeln oder bei der Herstellung von Bomben zu helfen.

4 entkommene Geiseln hatten den Behörden am Wochenende gesagt, dass die Islamisten planten, Gefangene als Selbstmordattentäter einzusetzen


Sieht nach Verzweiflung aus, aber aufgeben kommt offensichtlich nicht in Frage. Und es gibt sogar ein paar wenige Verstärkungen für die Terroristen:

Army verifying Maute reinforcements in Marawi

Zitat
some 10 fighters of the Islamic State-linked Maute group have snuck into Marawi City to reinforce comrades battling state Forces


Nach etwa 500 Toten bei den Angreifern ist das allerdings auch nicht besonders viel.

 
Spitze Feder
Beiträge: 3.032
Registriert am: 26.12.2016


   

Australien allgemein

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de
Datenschutz