RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#1 von Spitze Feder , 30.12.2016 02:11

Es ist gar nicht so viel was man tun müsste, um eine kleinere Krise deutlich stressfreier zu überstehen als die Nachbarschaft.

Aus den Antworten einer Anfrage aus dem TV-Bereich 2012:

Zitat von schwma2033
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. 1,5 Liter Getränke täglich für jeden Erwachsenen, + Kochwasser, + Waschwasser, lässt sich für längere Zeit in den nötigen Mengen meist gar nicht lagern. Regenwasser / Flusswasser muss man (wenn man nicht jwd lebt) irgendwie aufbereiten. Bei längeren Krisen u.U. ein Riesenproblem.

Nahrungsmittel: Bitte so, dass der Krempel nicht verdirbt. Aber nur mal so als Beispiel: Wer ca. alle zwei Wochen Nudeln mit irgendeiner Fertigsosse isst kann sich bequem 50 Rationen auf Lager legen. Aufwand: minimal. Aber allein damit hätte man schon einen Monat den Bauch voll. Wer nicht nur von Spaghetti leben will muss sich eben noch ein paar Beispiele aus seinem persönlichen Leben greifen. Doseneintopf müsste man nicht einmal kochen. Salz. Gewürze.

Kochen / heizen: Gas ist beliebt als Reserve, mir persönlich unsympathisch. Spiritus tuts auch (Fondue-Set). Zum Abkochen von gefiltertem Wasser (Kaffeefilter gegen groben Schmutz) eine Kelly Kettle. Natürlich Feuerzeuge / Streichhölzer. Glücklich, wer einen Holz- oder Kohleofen hat bzw. aufstellen kann.

Hygiene: Seife, Putzmittel, Waschmittel, Papierchen jeder Art. Soviel man mag. V.a. das Papier braucht so viel Platz, dass man kaum zu viel einlagern wird.

Hausapotheke: (Regelmässige) Medikamente ! Rezepte gibt es i.d.R. erst knapp 2 Wochen vor Ende der letzten Packung, Privatrezepte muss man selbst zahlen. Muss jeder für sich entscheiden, wieviel Versorgungssicherheit er haben möchte bzw, sich leisten kann.
Daneben das Übliche: Pflaster, Iod o.ä., Schmerztabletten, Kohle, ...

1-2 Wollpullover aus dem Sonderangebot gegen den Stromausfall zu Weihnachten, Teelichte als Minimalbeleuchtung, ... alles nichts Besonderes, könnte jeder haben, und wenn es jeder hätte müssten wir uns alle weniger Sorgen machen, dass die Lage im Krisenfall innerhalb von Tagen eskalieren könnte.

Ach ja, als Hobbygärtner auf dem Balkon habe ich mich ja auch schon geoutet. Und ich kaufe zwar auch jedes Jahr ein paar preiswerte Samen zu, auch als mögliches Tauschmittel, aber den Grossteil meiner Pflanzen ziehe ich aus eigenen Samen vom Vorjahr. Die keimen oft besser als die aus dem Baumarkt, manche Sorten bekommt man auch gar nicht so einfach.

Wer sich jetzt noch etwas an Samen zurücklegen möchte: Vieles an Paprika (nicht grün), Chili (nicht grün), Tomaten was man im Supermarkt kaufen kann ist prinzipiell auch zur Weiterzucht geeignet. V.a. mit Paprika habe ich beste Erfahrungen gemacht - und die Samen entfernt man da vor dem Essen sowieso. Pergamintütchen zum Trocknen und Lagern. Lecker Vitamine, wenn der Staat nur Grundversorgung sicherstellen sollte.


Und noch eine kleine Ergänzung aus 2016, Reaktion auf offizielle Listen von Bundesorganisationen:

Zitat von schwma2033
Zwiebeln lassen sich drei Viertel des Jahres sehr gut lagern, wenn man einen relativ kühlen und nicht zu feuchten Platz hat. In etwa vier Wochen werde ich wieder anfangen, unsere Zwiebeln für das Winterhalbjahr zu kaufen. Die werden im Keller aufgehängt und halten dort fast ewig. Vermutlich wäre auch der Speicher möglich, sobald die Sonne deutlich nachlässt, leichter Frost ist kein Problem. Wichtig ist Luftzirkulation, daher Säckchen von 1-2 Pfund aufhängen.
(Gilt übrigens nicht für Knoblauch-'Zwiebeln'. Warum ? Das sind keine 'Zwiebeln' wie die Gemüsezwiebeln, die altern nicht Schale für Schale, sondern am Stück und das relativ schnell.)

Öl in Glasflaschen hat i.d.R. eine offizielle Haltbarkeit von knapp 1 Jahr. Und soweit das Zeug nicht schon bei Kauf ranzig ist (billiges Walnussöl, kaufe ich nie wieder) ist das Öl auch so lange OK. Dunkel lagern, wenn man die Wahl hat dunkle Glasflaschen bevorzugen.
Plastikflaschen vermeiden. Erfahrungen mit deutlicher Überlagerung habe ich nicht.

Eier halten sich bei relativ kühler Lagerung auch meist deutlich länger als auf der Packung angegeben. Unser Verbrauch schwankt recht kräftig, so werden die Eier manchmal schon etliche Wochen älter. Meistens beschränkt sich aber der Effekt auf Verdunstungsverluste. Verdorbene Eier haben wir trotz Überlagerung ganz selten.

 
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#2 von Spitze Feder , 07.01.2017 00:24

Mehr zum Schmunzeln als als echte Hilfe - aber eben auch 'für Anfänger':

Kernen plant für den Notfall: Rathaus rüstet sich für den großen Blackout

Für 5.000,- Euronen, ca. 30 Eurocent pro Einwohner von Kernen, soll ein externes Gutachten zur Vorbereitung auf einen Blackout beauftragt werden. Wenn man sich den Artikel so anschaut sieht man, dass die Leutchen das vermutlich auch selbst könnten. Und da solche Sachen auf rein theoretischer Basis auch selten funktionieren, sollten sich vielleicht eher Funktionsträger verschiedener Gemeinden miteinander und mit Krisenvorsorge-Interessierten kurzschliessen, um Pläne zu machen und über Möglichkeiten für Übungen zu diskutieren.

Na ja, es gibt verschiedene Gründe, warum es anders läuft ...

 
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#3 von Spitze Feder , 19.03.2017 15:12


M
al wieder etwas ernsthafter:

Wer eine etwas erweiterte Speisekammer anlegt, dem kann es passieren, dass Lebensmittel überaltern. Bei überlegtem Aufbau sollte sich das in Grenzen halten, und v.a. haben die wenigsten Lebensmittel einen festen Zeitpunkt des Zerfalls.

Bei Frischwaren ist die Sache noch relativ einfach, die machen einen früher oder später durch Geruch oder Flüssigkeitsentwicklung darauf aufmerksam, dass sie entsorgt werden wollen. Dann hat man aber schon eine mittlere Sauerei, und daher sollte man Frischwaren vor dem Tag X nur in Mengen kaufen, die man bequem vor dem voraussichtlichen Verderb verwenden kann. Abhängig von den Lagerbedingungen kann das relativ lang sein: Zwiebeln an einem kühlen Ort aufgehängt halten sich bei mir über das Winterhalbjahr, auch grössere Kohlköpfe kann man so lange lagern (es trocknen eben immer die äusseren Schichten nach und nach ein). Mit Kartoffeln ist es m.E. nicht ganz so einfach, und die Dauerlagerung von Möhren in Sand ist mir noch nicht gelungen - warum auch immer.
Dafür kann man Orangen z.B. auch etliche Wochen im Keller aufheben.

Eier und Joghurt kann man deutlich länger als angegeben aufheben, Eier sollte man sowieso möglichst durchgaren. Mit am kitzligsten ist die Sache bei Frischfleisch: Ohne Tiefkühltruhe ist da die Haltbarkeit generell eher im Bereich von Tagen, mit viel Glück (aber auf eigenes Risiko) vielleicht 1-2 Wochen im Kühlschrank.

Ganz anders sieht die Sache bei trockenen Lebensmitteln und Konserven aus: Wer hier Lebensmittel entsorgt, nur weil ein +/- willkürliches Datum abgelaufen ist, der gehört geschlagen. Solange eine Konserve keine Zeichen von Verfall zeigt (und gewisse Änderungen der Konsistenz gehören da nicht dazu) kann man sie verwenden. Zwingend aussortiert werden zunächst nur Bombagen, also Konserven, in denen es durch Gasbildung zum Wölben der Deckel kommt. Ist das nicht der Fall, und der Inhalt stinkt nicht, ist er i.d.R. auch essbar (bei Zweifeln eben vorsichtig antesten - wenn es nicht gerade die allerletzte Konserve ist).
Der Vitamingehalt von Konserven wird sich sowieso in Grenzen halten, am kalorischen Nährwert ändert sich ohne mikrobiellen Abbau auch nichts, und an den Mineralstoffen kann sich gar nichts ändern. Der Geschmack wird natürlich nicht unbedingt besser, und v.a. bei Lebensmitteln mit einer gewissen Säure ändert sich mit der Zeit die Konsistenz: Dosenpfirsiche z.B. werden weicher, Schwarzwurzeln auch, wobei es mich bei den Pfirsichen erheblich weniger stört. Die Schwarzwurzeln verarbeite ich notfalls mit Kartoffelpüree, gibt eine sehr delikate Geschmacksnote.

Trockennahrung wie Nudeln oder weissen Reis kann man auch Jahre nach Ablauf des MHD noch geniessen, solange weder zu viel Feuchtigkeit noch Ungeziefer Zugang hatten. Für trockene Bohnen, Erbsen, Linsen sollte das Gleiche gelten. Problematisch kann bei manchen Sachen der Fettgehalt sein, so können z.B. die Pülverchen für Fertigsossen recht unangenehm ranzig werden. Das ist bei mir aber auch das einzige, wo ich bisher etwas mehr entsorgt habe, anstatt es komplett zu verbrauchen.

Im Ernstfall werden diese Kriterien (abgesehen von den Bombagen) bei vielen Leuten noch deutlich revidiert werden.

 
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#4 von Spitze Feder , 06.01.2018 23:30


Auch
wenn man Wasser leider i.d.R. nur für einen relativ kurzen Zeitraum vorhalten kann sollte man das auf keinen Fall unterlassen. Um so mehr, wenn man in einer grossen Stadt wohnt:

Dürre in Kapstadt: Bürger fürchten „Stunde Null“ mit Wasserstopp

Für die meisten modernen Menschen ist der Ausfall der fliessenden Wasserversorgung gleichbedeutend mit 'Dürre'.

 
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#5 von Spitze Feder , 29.05.2018 08:16


Aus
Südafrika zurück nach Deutschland:

Wegen Trinkwasserknappheit: Appell an Bürger

Zitat
Die anhaltende Hitze und Trockenheit haben in Niedersachsen zu ersten Wasserengpässen geführt. In Teilen der Samtgemeinde Harsefeld im Landkreis Stade kam am Wochenende kein Wasser mehr aus dem Hahn


Das ist dann schon ziemlich doof, wenn man nicht mehr duschen kann. Wäsche, Abwasch, das kann alles im Normalfall auch ein paar Tage warten, aber wenn man in der Hitze sowieso schon schwitzt ist eine Dusche doch sehr angesagt. Für den Fall gibt es aber auch praktische Campingduschen (im Prinzip ein Plastiksack mit Schlauch und Ventil dran). An das Wasser muss man aber auch vorher schon gedacht haben.

Wie ist das mit Immobilien ? Lage, Lage, Lage:

Zitat
Betroffen seien vor allem Wohngebiete, die am Ende der oftmals langen Leitungen zwischen den einzelnen Ortschaften liegen. Bei starker Nachfrage vor allem am Abend reiche hier der Druck in den Leitungen nicht aus

Ja, was man so alles beachten sollte. Da möchte man gerne etwas weiter weg vom Schuss wohnen, aber schon gibt das Probleme.

Unvorbereitete Bauern bekommen echte Probleme:

Zitat
Auf einigen Bauernhöfen konnten die Tiere nicht mehr getränkt werden. Außerdem liefen die Melkanlagen ohne Wasser nicht an


Und schuld am hohen Wasserverbrauch sind mal wieder die Prepper mit ihren Victory-Gardens (oder vielleicht doch mehr die mit dem grünen Vorstadt-Teppichrasen ?):

Zitat
Der Wasserverbrauch für die Gärten habe zuletzt stark zugenommen


Jedenfalls haben ein paar rechtzeitig abgefüllte Kanister mit Wasser noch nie geschadet. Und gerade Leute mit Garten können dieses Wasser ja auch dort 'entsorgen', wenn sie den Vorrat auffrischen wollen.

 
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#6 von Spitze Feder , 01.09.2018 20:19


Der
Aufwand im Garten hat sich dieses Jahr gelohnt, allerdings durften wir auch ununterbrochen wässern. Da ich aber jeden Liter im Vorderhaus zapfen und mehrere Treppen hinter das Hinterhaus tragen muss, habe ich sicher nicht mehr als unbedingt nötig gegossen. Immerhin haben wir Tomaten ohne Ende, inzwischen auch Paprika, und auch der erste Versuch mit Kartoffeln ist problemlos geglückt (wobei ich keine Ahnung habe, wie viel noch in der Erde versteckt ist, und ob das ein 'ordentlicher' Ertrag war).

Zum Abschluss haben wir noch einmal Radieschen und Feldsalat gesät, da bin ich gespannt. Die diesjährigen Radieschensamen (selbst gezogen, aus weit überaltertem Saatgut) sind jedenfalls schon mal sehr zügig aufgegangen.

Wasser ist im Krisenfall ja auch wegen der Hygiene wichtig. Dazu eine Stimme von anderer Seite:

[17:50] Der Mitdenker: sie werden "ohne sein":
...
- keine Pappteller im Haus - wenn kein Wasser fließt, faulen und schimmeln die Speisereste auf den Tellern, da sage ich nur: Guten Appetit und gehe nicht auf die langfristigen Folgen ein


Sollte es ein Problem sein, in einer akuten Krise seinen Teller wirklich 'leer' zu essen ?

Es nervt mich schon wegen des Abwaschs, dass manche Menschen meinen, mehr oder weniger dicke Schichten ihrer Mahlzeit auf dem Teller zurücklassen zu müssen. Ordentlich abgegessen, reicht ein Minimum an Brauchwasser und Spülmittel, um Geschirr und Besteck wieder porentief rein zu bekommen. Das bisschen Wasser zum Nachspülen kann man hinterher auch wieder zum Händewaschen nehmen. Oder man entscheidet sich gleich fürs Sauberlecken, und jeder behält seine(n) Teller.

Da wird zumindest bei mir so wenig übrig bleiben, dass selbst eine Fruchtfliege kaum noch davon satt werden wird.

 
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#7 von Spitze Feder , 07.12.2019 21:17



Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.

(Jean-Jacques Rousseau) - - -
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Listen to all, follow none, walk your own path the best that you can.
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RE: Krisenvorbereitung für Anfänger

#8 von Spitze Feder , 13.01.2020 22:28


Adnet klärt über Blackout-Vorkehrungen auf

Zitat
Mehrere Tennengauer Gemeinden bereiten sich derzeit intensiv auf einen möglichen totalen Stromausfall vor
...
Die Bürger sollen ein Bewusstsein bekommen, welche Dinge im Alltag selbstverständlich sind, im Falle eines Blackoutes jedoch wegfallen ... Adneter Bürgermeister Wolfgang Auer (ÖVP), es sei für ihn nur eine Frage der Zeit bis im überlasteten europäischen Stromnetz die Lichter ausgehen. Tritt das ein, dann gibt es kein Internet mehr, kein Telefon, keine Heizung, keine Tankstelle und keine Supermarktkassen ...


Ohne Strom geht bei 'uns' fast nichts mehr. Manche Leute können dann nicht einmal mehr ihre Garage öffnen, selbst wenn die Karre noch Benzin hat (da hat schon so manche Feuerwehr aus der Erfahrung lernen müssen). Manche, bisher aber sehr wenige, können vielleicht nicht einmal mehr ihre Haustür öffnen.



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