RE: Bankenrettungen

#1 von Spitze Feder , 24.01.2017 21:41


Am
Wochenende hatte die Tagesschau einen schönen Bericht über die immer noch laufenden Rettungen deutscher Banken, von denen man sonst in den Medien sehr wenig hört:

Rettung deutscher Banken: Die Rechnung wird immer höher

Zitat
Da ist vor allem die HSH Nordbank ... 2009, also auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, hatten die beiden Bundesländer das Institut mit einer Kapitalspritze in Höhe von drei Milliarden Euro gerettet. Darüber hinaus wurde ein Garantieschirm von zehn Milliarden Euro aufgespannt
...
Rettungsschirm für die HSH Nordbank 2012 von zehn auf sieben Milliarden Euro reduziert ... Schon 2013 wurde die Garantie wieder auf zehn Milliarden Euro ausgeweitet. Und dieser Tage hat der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) erstmals explizit eingeräumt, dass es dabei unter Umständen nicht bleiben wird
...
Dabei ist die HSH nicht die einzige Staatsbank, für die die Schiffskrise verheerende Auswirkungen hat. Bereits im vergangenen Sommer war die Bremer Landesbank (BLB) unter der Last fauler Schiffskredite zusammengebrochen
...
Commerzbank ... rechnet bis 2020 mit weiteren Verlusten von 1,1 Milliarden Euro aus ihrer hausinternen "Bad Bank". Dorthin lagerte sie unter anderem das Schiffsportfolio aus.

Auch die - ansonsten kraftstrotzende - Staatsbank KfW dürfte nicht ungeschoren davonkommen. Sie hat über eine Tochter Schiffskredite von rund sieben Milliarden Euro in den Büchern. Und dann ist da noch die öffentlich nahezu unbekannte DVB Bank, nach HSH und NordLB der drittgrößte deutschen Schiffsfinanzierer hierzulande


Und zu den Überkapazitäten bei den internationalen Reedereien kommen jetzt möglicherweise neue Hemmnisse im Welthandel. Dass aber auch ausgerechnet Deutschland mit seinem eigentlich recht überschaubaren Zugang zum Meer derartig in Schiffe investieren muss - billiges Geld machte es so leicht, dass noch billigeres Geld heute nicht reicht, um den Banken aus der Patsche zu helfen. Und angeblich sind wir ja total abhängig vom Welthandel.

 
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RE: Bankenrettungen

#2 von hartmut , 26.01.2017 09:31

Ich denke besser kann man es nicht formulieren bzw auf den Punkt bringen:

https://www.bilanz.de/redaktion/krise-ka...-friedrich-weik

Zitat
Die Auswüchse des Finanzkapitalismus, die zur Finanzkrise von 2008 geführt haben, sind bis heute nicht behoben. Ein Wandel ist jedoch nicht gewollt.
Damit ist der Finanzbranche zusammen mit der Politik etwas Unglaubliches gelungen: Nämlich uns alle die Krisenkosten bezahlen zu lassen und die eigene Macht zu zementieren.

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RE: Bankenrettungen

#3 von Spitze Feder , 27.01.2017 22:04


Ist
das 'klasse': Eine Verbindung zwischen den Schmerzen der italienischen Monte dei Paschi und der Deutschen Bank:

How Deutsche Bank Made a $462 Million Loss Disappear

Der Artikel ist elend lang und voll mit Infos. Zentral dürfte im Moment Folgendes sein:

Zitat
For one half of the deal, Paschi would make a sure-thing, moneymaking bet with Deutsche Bank and use those winnings to extinguish its 2008 trading losses. Of course, Deutsche doesn’t give away money for free, so for the second half of the deal, the Italians would make a bet that was sure to lose. But while the first transaction was immediate, the second would play out slowly, over many years. No sign of the €367 million sinkhole would need to show up when Paschi compiled its yearend financial reports.


Ein zweigeteilter Derivate-Deal, dessen erster (und schneller) Teil den Italienern genug Geld brachte, um in ihrer 2008er Bilanz die angefallenen Verluste zu verschleiern. Und der zweite Teil bringt der Deutschen Bank dieses Geld zurück, aber konstruktionsbedingt über etliche Jahre gestreckt.

Im Prinzip eine Art Kredit, der aber als solcher in den Büchern nicht geführt wird. Und eine Bankenrettung zunächst ohne öffentliche Mittel.

Was mich erstaunt: Wenn das Ergebnis des zweiten Deals einigermassen zuverlässig vorhersagbar ist, dann müssten doch mindestens Rückstellungen für diese 'Anlage' gebildet werden, und schon das könnte auffallen.

Dass die BaFin 2014 dann eine Untersuchung der obigen Vorgänge eingeleitet hat beweist eigentlich nur, wie weit die Regulierungsbehörden den Banken hinterher hinken.

Vom Prinzip her ähnliche Deals werden in dem Buch FIASCO von Frank Partnoy beschrieben, noch im alten Jahrtausend. Damals waren sich aber die Investoren über die Langzeitwirkungen der zweiten Komponente nicht im Klaren, das war das Geheimnis etlicher Wallstreet Gewinne. Und so manches der damals aufgelegten Derivate könnte auch so langsam reifen.

 
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RE: Bankenrettungen

#4 von Spitze Feder , 31.01.2017 08:58


A
uch eine Art Bankenrettung:

Sonderdividende an kranke Mutter: HVB muss Unicredit drei Milliarden Euro zahlen

Solange 'wir' es zulassen, werden 'sie' es am Ende immer schaffen, dass die Rechnung von Good Ol' Germoney bezahlt wird. Selbst wenn man ursprünglich so 'stark' war, dass man gar nicht anders konnte, als einen Teil davon erstmal zu schlucken.

Drei Milliarden ist selbst für eine Grossbank ein nettes Sümmchen ...


P.S. Rekordverlust 2016: Unicredit muss 12 Milliarden Euro Verlust verkraften

Zitat
Die Mailänder ziehen im laufenden Jahr eine Sonderdividende von drei Milliarden Euro aus München ab. Dazu kommt noch der Gewinn aus dem vergangenen Jahr, der im Juni ebenfalls voll an die Mutter ausgeschüttet wird

 
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RE: Bankenrettungen

#5 von Spitze Feder , 05.04.2017 09:57


Bankenkrise: Für Italien verraten EU und EZB ihre Prinzipien


Wenn es mal nur Italien wäre. Und überhaupt: Welche Prinzipien ?

 
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RE: Bankenrettungen

#6 von Spitze Feder , 17.08.2017 10:17


Bausparkassen „plündern“ knapp 2 Milliarden Euro aus Notfallfonds – die eigentlich den Sparern gehören

Zitat
Ein Sprecher des Verbands der Privaten Bausparkassen erklärte gegenüber der SZ, dass die Mittel angesichts der niedrigen Zinsen „zur Risikoabwehr“ eingesetzt würden.

Tatsächlich gebe es aber Fälle, in denen einerseits auf die Fondsmittel zugegriffen wird, andererseits aber Gewinne ausschüttet werden. Eine andere bekannte Bausparkasse begründet den Griff in den Notfonds laut Geschäftsbericht unter anderem damit, „den weiteren Wachstumspfad sichern“ zu wollen.


Wenn der Fonds dann wegen versagenden Geschäftsmodells komplett aufgebraucht ist beginnen auch dort die Dominos zu fallen.

 
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RE: Bankenrettungen

#7 von Spitze Feder , 16.11.2017 21:54


Lehman Brothers Deutschland mit 17 Milliarden Euro zum Verteilen: Bundesbank, Einlagensicherung, Pensionskassen und Kommunen erhalten 100% zurück


Das ist ja schön - für "Bundesbank, Einlagensicherung, Pensionskassen und Kommunen".

In den Medien wurde allerdings nebenbei auch erwähnt, dass deutsche Kleinanleger i.d.R. bei der niederländischen Tochter ihre Verträge hatten. Der feine Unterschied: Dort ist praktisch nichts zu holen.

 
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RE: Bankenrettungen

#8 von Spitze Feder , 16.09.2018 20:59


Und
man hat insgesamt erschreckend wenig gelernt:

Zehn Jahre nach Lehman Brothers: Die Systemkrise ist nicht überwunden

Allerdings tut man heute mehr denn je, um die Menschen von grundlegenden Fehlern unseres Wirtschaftssystems abzulenken (und nein, das Problem sind nicht Zins und Zinseszins).

Deshalb hoffe ich inzwischen, dass es nächstes Mal heftig genug knallt, um die 'Verantwortlichen' zum Lernen zu zwingen - oder echte Verantwortliche ans Ruder zu bringen.

NEUE FINANZKRISE: Vor dem großen Knall

 
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RE: Bankenrettungen

#9 von Spitze Feder , 05.12.2019 21:58


EU-Kommission billigt staatliche Finanzspritze zur Rettung der Nord LB

Zitat
... Die Nord LB war durch notleidende Kredite im Schifffahrtsbereich in Schwierigkeiten geraten. Sie soll nun bis Jahresende eine Kapitalspritze von 3,6 Milliarden Euro erhalten ...


Bankenrettungen gibt es auch im EU-Raum recht regelmässig, inzwischen wird da kaum noch Aufhebens drum gemacht. Witzig ist hier ein Detail:

Zitat
... Aus dem Bereich Seeverkehr will das Institut aussteigen ...


Deutschland lebt zu einem guten Teil vom Aussenhandel, aber mit Schiffsfinanzierung will man bei einer norddeutschen Bank (im Norden liegt ja der 'schland'sche Zugang zum Meer) nichts mehr zu tun haben ?

Bitte auch das Immobiliengeschäft aufgeben (Auslöser der Weltfinanzkrise ab +/- 2008), und sich auch an keinerlei Börsengeschäften u/o Startupfinanzierung beteiligen (Dotcom-Krise zur Jahrtausendwende). Wenn dann die gerade anlaufende künstliche Wirtschaftskrise der hiesigen Automobilbranche vorbei ist bitte ganz aus jeglicher Finanzierung produktiver Industrien aussteigen. Da derzeit auch Service- und Baugesellschaften kriseln (Aufzüge, Windräder) verlegt man sich am bersten vielleicht auf Konsumentenkredite. Dafür muss dann nur das besinnungslose Grundeinkommen hoch genug angesetzt werden, wozu gibt es Lobbyisten.

Wäre es nicht sinnvoller, breit aufgestellt, aber mit Augenmass zu agieren ?



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RE: Bankenrettungen

#10 von Spitze Feder , 17.12.2019 21:39


E
ine mehr allgemeine Rettung aller banken läuft derzeit in den USA:

Warnungen vor einem weitreichenden Kontrollverlust

Zitat
Die US-Notenbank interveniert immer heftiger, aber ohne klar sichtbaren Erfolg in den Repo-Markt ...


Nicht das erste Mal, und genau das wird irgendwann zum Problem. Man kann das System nicht immer wieder mit den gleichen Tricks retten.



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